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Willkommen!

LEBENSWERT

Gustav Heinemann war Präsident von der Bundesrepublik Deutschland.
Er hat mal gesagt:

In einer Gesellschaft leben viele verschiedene Menschen zusammen.
Einige Menschen in der Gesellschaft brauchen Hilfe.
Zum Beispiel:
• kranke Menschen
• arme Menschen
• alte Menschen
• Menschen mit Behinderung
Eine gute Gesellschaft kümmert sich
um diese Menschen.

Bis heute prägt die Sicht auf Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen im Nationalsozialismus die medizinische Behandlung und gesundheitliche Versorgung. Die Frage, welches Leben »lebenswert« ist und welches nicht, bestimmt über lebenserhaltende Maßnahmen, und damit über Leben und Tod.
Es gibt in der Gesellschaft eine fortwährende Diskriminierung, die ihren Ursprung in der Geschichte des Nationalsozialismus hat.
Im Nationalsozialismus galten Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen als »lebensunwertes Leben«. Sie wurden entrechtet und ermordet. Über 1.660 Menschen, die in Lüneburg Patientin und Patient waren, wurden Opfer des Krankenmordes und der unzureichenden Versorgung während des Zweiten Weltkriegs und danach. Unter diesen Opfern befanden sich mehr als 480 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen sowie hunderte psychisch Erkrankte nicht-deutscher Herkunft. Sie starben durch überdosierte Medikamente, Nahrungsentzug, gezielt hervorgerufene Erkrankungen oder Vernachlässigung. Auch führten Sammelverlegungen Lüneburger Patientinnen und Patienten in den sicheren Tod. Über 820 Menschen wurden durch Urteile des Erbgesundheitsgerichtes Lüneburg zu Opfern von Zwangssterilisation und Zwangsabtreibung.
Diese Ausstellung dokumentiert diese Gewalt und hinterfragt das damalige Denken, Entscheiden und Handeln, das zu den beschriebenen Verbrechen führte und auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht endete.

Zu sehen ist ein historischer Rollstuhl. Die Sitzschale, das Fußbrett und die Griffe der Hebel sind aus Holz. Die drei Felgen und das Gestänge sind aus schwarz lackiertem Eisen. Die Reifen sind platt und stark verbogen.  Das Polster der Sitzschale ist aus Leder.

Handhebel-Krankenfahrstuhl, um 1900.

ArEGL 177.

Dieser Handhebel-Krankenfahrstuhl aus der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg wurde nicht geschoben, sondern die Erkrankten konnten damit eigenständig fahren. Die Hebel ermöglichten Unabhängigkeit und Teilhabe. Die kaputten Räder stehen sinnbildlich dafür, dass diese Ansprüche in der Zeit des Nationalsozialismus nicht eingelöst wurden. Der Umgang mit Menschen mit Behinderungen und Erkrankungen geriet zwischen 1933 und 1945 »aus der Spur«. Der Stuhl wurde 2024 aus dem Kriechkeller von Haus 17 geborgen.

Um den Wettbewerb für den Bau der Heil- und Pflegeanstalt zu gewinnen, musste man eine sehr gute Wasserversorgung nachweisen. Dies gelang in Lüneburg nur, indem abgepumptes Wasser heimlich wieder zugeführt wurde. Mit diesem Betrug setzte man sich gegen die Stadt Uelzen als Mitbewerberin durch. Da der Wasserspiegel in Wirklichkeit aber zu niedrig war, musste ein 42 Meter hoher Wasserturm mit Pumpwerk betrieben werden. Das Ventil regelte die Wasserzufuhr. Ein Teilstück des Wasserkessels ist im Dachgeschoss des Turms erhalten.

Die Pumpe ist auch Eisen. Es sind zwei Rohre mit einer Querverbindung. Auf jedem Verschluss ist ein Rad. Die Pumpe ist hellgrau lackiert. An einzelnen Stellen ist der Lack abgeplatzt und scheint roter Rost durch. Auf der Pumpe steht mit erhabenen Lettern das Gewicht.

Ventil, 150 Kilogramm, Eisen, um 1900.

ArEGL 213.

Es ist eine vergilbte, bedruckte Papierseite mit Text und zwei Zeichnungen. Der Text läuft in zwei Spalten. Die eine Zeichnung ist ein Grundrss vom Wasserturm, die andere Zeichnung zeigt eine Außenansicht vom Wasserturm.

ArEGL 97.

Das sind Bauzeichnungen des Wasserturms der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg aus Carl Wolff: Die Provinzial- Heil- und Pflegeanstalt bei Lüneburg. Sonder-Abdruck aus der Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen 1901 und 1902. Spalten 25 und 26.

Obwohl es nach dem Einbau eines neuen Uhrwerks keine Aufgabe mehr erfüllte, verblieb das alte Uhrwerk im Wasserturm. Genauso wie viele Dinge, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, befand es sich jahrzehntelang noch an dem Ort, wo es seinerzeit abgelegt oder hingestellt worden war.
Die Turmuhr zeigt seit 1901 auf einer Höhe von 29 Metern die Zeit an. Sie überragt alle Gebäude des Klinikgeländes. Der Wasserturm mit dem angrenzenden Badehaus ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Klinik.

Es ist ein Uhrwerk aus Eisen. Es steht auf einem Sockel mit vier Beinen. Das Uhrwerk ist schwarz und dunkelgrau lackiert.

Uhrwerk der ehemaligen Turmuhr der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg, vor 1901.

ArEGL 179.

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