VERWAHREN UND WEGSPERREN

Ausschnitt aus einem Plan mit dem Lazarett Breite Wiese, erkennbar als Fachwerkhaus inmitten eines Waldes, 1700.

StadtALg K 12 C-55-(k).

Bis 1815 wurden Erkrankte in Lüneburg im Lazarett Breite Wiese verwahrt. Das war ein ehemaliges Pest- und Armenhaus vor den Toren der Stadt. Das Gebäude wurde 1565 erbaut und hatte zunächst nur Platz für 20 Erkrankte.

Es ist ein Ausschnitt einer Landkarte. Die Karte ist filigran handgezeichnet. Darauf ist von unten rechts nach oben links der Verlauf eines Flusses zu sehen sowie anliegende Ländereien. Oben rechts erkennbar ist das Lüneburger Kloster Lüne, beschriftet mit »Lün«. Mittig erkennbar das doppelgeschossige, vierflügelige Gebäude als Lazarett bezeichnet. Es liegt in einem kleinen Wäldchen. Die Schrift ist altertümlich.

StadtALg K 7-G-27-1-(R).

Es ist ein schwarz-weißes Foto. Es hat eine weiße Umrandung. Das Foto zeigt ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit eingeschossigem Seitenanbau. Es steht am Flussufer des Flusses Ilmenau im Wandrahmpark. Im Fluss sind Holzbauten erkennbar und Kähne. Der Fotograf muss auf einem der Kähne gestanden haben, um das Bild vom Wasser aus zu fotografieren.
Es ist ein Ausschnitt aus einem Zeitungsbericht. Er ist einspaltig in Frakturschrift. Das Papier ist vergilbt. Es sind zwei Absätze.

Auszug aus dem Lüneburgischen Anzeiger vom 2.2.1885, S. 3.

StadtALg 8.2 LLA-B, 1885-02.

Der Bericht im Lüneburgischen Anzeiger vom 2. Februar 1885 beschreibt die widrigen Zustände, in denen Erkrankte im Krankenhaus Am Wandrahm eingesperrt wurden. Erkrankte waren es nicht wert, menschlich behandelt zu werden.

Waren seelisch Erkrankte sehr unruhig oder hielten sich nicht an Recht und Ordnung, wurden sie bis ins 17. Jahrhundert in sogenannte »Dorenkisten« eingesperrt. Sie hingen in Lüneburg am Springintguttor, am Sülztor und am Rothen Tor. Ab dem 17. Jahrhundert wurden Erkrankte auch im Werk- und Zuchthaus verwahrt. Sie erfuhren Zwang und Gewalt.

Kranke sind manchmal sehr unruhig.
Sie halten sich vielleicht nicht an Regeln.
Oder sie sind gefährlich für sich selbst und andere Menschen.
Früher bestraft man Kranke dann.
In Lüneburg sperrt man sie in Käfige.
Die Käfige hängen an den Stadt-Toren.

Ab dem Jahr 1700 gibt es keine Käfige mehr.
Man sperrt die Kranken dann ins Gefängnis.

Karte von den Grundstücken der Königlichen Strafanstalt zu Lüneburg, 1878.

StadtALg K 17-C-43.

Im Werk- und Zuchthaus Am Benedikt wurden straffällige oder gefährdende Erkrankte untergebracht. Es gab einen gesonderten Bereich für »Tobsüchtige«. Die Gefängniszellen waren zunächst nicht nach Geschlechtern getrennt und die Erkrankten waren gefesselt.

Die Modernisierung des Strafvollzugs wirkte sich auch auf die Unterbringung psychisch erkrankter Zuchthäusler aus. Neben einer Trennung der Geschlechter wurde die »Arbeitstherapie« mit Werkstatt- und Gartenarbeit eingeführt. Sie war Vorbild für eine Neuausrichtung der Anstaltspsychiatrie in Richtung einer sich selbst versorgenden Einrichtung.

Situationsplan der Strafanstalt nebst Pertinentien zu Lüneburg, 1896.

StadtALg K 17-C-44-1.

In der Vitrine sind eine Zwangsjacke und ein Fixiergurt. Die Zwangsjacke ist aus einem groben, hellgrauen Leinen genäht. Vor der Brust sowie an den überlangen Ärmeln ist sie mit großen Ösen aus Metall versehen. Die Zwangsjacke liegt gefaltet. Der Fixiergurt ist aus hellbraunem Leder. Er enthält Ösen. Einige Bereiche des Gurtes sind ausgepolstert.

Zwangsjacke und Fixiergurt aus der Psychiatrischen Klinik Lüneburg, nach 1945.

ArEGL 145 |146.

Zwangsjacke und Fixiergurte ersetzten ab Mitte des 19. Jahrhunderts Ketten und Fesseln. Bis in die 1970er-Jahre gab es das Denken, dass besonders unruhige Erkrankte nur durch Zwang und Gewalt besänftigt werden können. Die Jacke, beschönigend »Schutzjacke« genannt, wird heute nicht mehr verwendet.

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