
Otmar Freiherr von Verschuer, um 1940.
Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin, VI. Abt., Rep. 1, Verschuer I/5.
OTMAR FREIHERR VON VERSCHUER (1896 – 1969)
Otmar Freiherr von Verschuer war Mediziner und führender »Rassenhygieniker«, der unter anderem ab 1927 unter Eugen Fischer am »Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik« arbeitete. Er war Sohn eines Grubenbesitzers und machte in Karlsruhe Abitur. Im Ersten Weltkrieg war er Soldat und wurde dreimal verwundet. Nach dem Krieg studierte er Medizin in Marbach, Hamburg und München und beteiligte sich am Kapp-Putsch. 1923 erhielt er seinen Doktortitel. 1935 ging er an das Frankfurter »Institut für Erbbiologie und Rassenlehre«, 1936 folgte die Professur. 1942 kehrte er nach Berlin zurück und wurde Nachfolger von Eugen Fischer und Direktor des Instituts. Sein Interesse an der »Erblehre« wurde durch Lektüre der Schriften Gobineaus geweckt. Sein besonderes Interesse galt Zwillingen und der Unfruchtbarmachung vor allem »Gemeinschaftsunfähiger«. Neben Eugen Fischer und Fritz Lenz arbeitete er am »Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« mit. 1934 erschien seine Zeitschrift »Der Erbarzt«. Sie informierte Ärztinnen und Ärzte über aktuelle Entwicklungen und internationale Forschungsergebnisse aus der »Erb- und Rassenforschung«. Verschuer war auch Lehrer und Mentor von Josef Mengele und arbeitete dem Reichsgesundheitsführer zu.
Nach seiner Einstufung als »Mitläufer« im Entnazifizierungsverfahren, machte er in den 1950er-Jahren Karriere als Humangenetiker und wurde Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Münster. Er war der erste Inhaber des bundesdeutschen Lehrstuhls für Humangenetik. 1969 starb er in Münster an den Folgen eines Autounfalls. Er hinterließ einen Sohn, den Europa-Beamten und Politiker Helmut von Verschuer.
OTMAR FREIHERR VON VERSCHUER
Otmar Freiherr von Verschuer ist Arzt.
Sein Vater besitzt eine Grube.
Dort wird Erz abgebaut.
Otmar Freiherr von Verschuer denkt:
Alles ist erblich.
Alles wird von den Großeltern an die Eltern und von den Eltern an die Kinder weitergegeben.
Das will er beweisen.
Darum macht er Versuche mit Zwillingen.
Otmar Freiherr von Verschuer denkt:
Kranke sind nichts wert.
Darum sollen Kranke auch
keine Kinder haben.
Er arbeitet mit am Sterilisations-Gesetz.
Das heißt:
Man macht Menschen unfruchtbar.
Er wird Chef
von einer Forschungs-Einrichtung.
Dort macht man Rassen-Forschung und Versuche an Menschen.
Otmar Freiherr von Verschuer gibt
eine Zeitschrift raus.
In der Zeitschrift stehen alle Infos
über Erb-Forschung und Rassen-Forschung.
Auch falsche Infos stehen in der Zeitschrift.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bleibt
Otmar Freiherr von Verscher berühmt.
Er wird der erste Professor für Genetik
in Deutschland.
Ein anderes Wort für Genetik ist: Erb-Lehre.
Er wird sogar Chef für ein Fach
an einer Universität.
Otmar Freiherr von Verschuer stirbt
im Jahr 1969 nach einem Auto-Unfall.
Das Foto zeigt Otmar Freiherr von Verschuer etwa im Jahr 1940.