Es sind zwei schwarz-weiße Porträtfotos von Werner Heyde. Das eine ist ein Passbild, er trägt einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte. Heyde trägt einen gestutzten Schnauzbart und eine Glatze. Die zweite Aufnahme zeigt ihn als Gefangenen nach seiner Festnahme. Seine Augen sind gesenkt, fast geschlossen. Sein Name und seine Häftlingsnummer zusammen mit dem Datum 11.10.1945 stehen handschriftlich auf dem Foto. Beide Aufnahmen liegen auf einem beigen Fotokarton.

Werner Heyde unter dem Tarnnamen Fritz Sawade, um 1950 (oben) und am 10. Oktober 1945.

HHStAW, Best. 631a Nr. 6.

WERNER HEYDE (1902 – 1964)

Werner Heyde war der Planer, Gutachter und medizinische Leiter der »T4-Zentrale«. Er stammte aus der Lausitz und war Sohn eines Tuchfabrikanten. Er war Kindersoldat im Ersten Weltkrieg. Danach studierte er Medizin in Berlin, Freiburg, Marburg, Rostock und Würzburg und wurde Psychiater. An der Universitätsklinik Würzburg leitete er das Rassenpolitische Amt. Werner Heyde war Leiter der psychiatrischen Abteilung der SS-Totenkopfverbände und begutachtete KZ-Häftlinge auf Erbgesundheit. Ab Oktober 1939 wechselte er in die »T4-Zentrale«. Dort traf er die abschließende Entscheidung über Leben und Tod der Erkrankten. Am Ende des Zweiten Weltkriegs hatte er einen Einsatz in Dänemark. 1945 wurde er interniert und im Zuge des Nürnberger Ärzteprozesses schwer belastet. 1947 gelang ihm die Flucht. Er gab sich als Fritz Sawade aus, lebte als Sportarzt in Flensburg und verdiente als Gerichtsgutachter viel Geld. Viele aus seinem beruflichen Umfeld wussten, wer er tatsächlich war und schützten ihn. 1959 wurde seine Täuschung öffentlich und es kam zu einer Mordanklage durch Generalstaatsanwalt Fritz Bauer. Nachdem Werner Heyde sich am 13. Februar 1964 das Leben genommen hatte, wurde das Verfahren eingestellt.

WERNER HEYDE

Das ist ein Foto von Werner Heyde.
Er ist Arzt und Psychiater.

Am Anfang von der Nazi-Zeit ist er in der SS.
Das ist eine schlimme Gruppe von den Nazis.
Er arbeitet als Chef-Arzt.
Er entscheidet über die Gefangenen
in den Konzentrations-Lagern:
Dieser Gefangene ist krank.
Er soll sterben.
Oder dieser Gefangene ist gesund.
Er muss arbeiten.

Dann wird Werner Heyde Chef
von der Aktion T4.
So nennen die Nazis den Kranken-Mord.
Werner Heyde entscheidet:
Welcher Kranke darf leben und
welcher Kranke muss sterben.
Werner Heyde gehört
zu den schlimmsten Nazis.
Er macht bei viele Verbrechen mit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verhaftet
man ihn.
Er kommt in ein Lager.
Aber er kann flüchten und versteckt sich.

Er benutzt einen anderen Namen:
Fritz Sawade.
Viele Menschen glauben das,
aber nicht alle.

Über 10 Jahre arbeitet Werner Heyde
als Sport-Arzt und für ein Gericht in Flensburg.
Er verdient viel Geld.
Dann verrät ihn jemand.
Jemand sagt der Polizei:
Das ist nicht Fritz Sawade.
Das ist Werner Heyde.
Und er ist ein Mörder.

Werner Heyde kommt vor Gericht.
Er soll für die Morde eine Strafe bekommen.
Dazu kommt es aber nicht,
denn er tötet sich selbst.