Beschluss des Erbgesundheitsgerichts Lüneburg über Emma Timme vom 15.12.1943.

NLA Hannover Hann. 156 Celle Acc. 95/79 Nr. 6.

EMMA TIMME (1901 – 1944)

Emma Timme stammte aus Wohlde-Salzmoor im Kreis Celle. Als Kleinkind soll sie Anfälle gehabt haben. Später arbeitete sie als Helferin in der Landwirtschaft. Sie war unverheiratet und hatte keine Kinder.

1943 wurde sie für eine Zwangssterilisation angezeigt, obwohl sie bereits über 40 Jahre alt und mit einer Schwangerschaft kaum noch zu rechnen war. Das Erbgesundheitsgericht Lüneburg entschied dennoch ihre Zwangssterilisation wegen »angeborenen Schwachsinns«. Da ihre Mutter an Tuberkulose gestorben war, lebte Emma Timme zu dieser Zeit allein. Sie interessierte sich nicht für Politik und konnte deshalb die entsprechenden Fragen im Intelligenztest nicht beantworten. Auch auf die Frage, ob sie mit einer Unterbrechung der Schwangerschaft einverstanden sei, blieb sie stumm, denn sie war nicht schwanger.
Emma Timme starb direkt nach dem Eingriff zur Zwangssterilisation. Die Leichenschau ergab, dass die Operation einen Kreislaufkollaps ausgelöst hatte.

EMMA TIMME

Emma Timme kommt aus Salzmoor bei Celle.
Sie hat keinen Mann und keine Kinder.
Sie lebt alleine.

Als Kind hat sie Krampf-Anfälle.
Das ist eine Krankheit vom Gehirn.
Darum wollen die Nazis sie unfruchtbar machen.
Da ist Emma Timme aber schon über 40 Jahre alt.

Emma Timme muss einen Test machen:
Man fragt sie Sachen über die Nazi-Partei.
Sie kann auf die Fragen nicht antworten.
Denn die Nazi-Partei ist ihr egal.
Man fragt sie auch,
ob sie einen Schwangerschaft-Abbruch will.
Aber sie ist nicht schwanger.
Darum antwortet sie nicht.

Nach dem Test und den Fragen sagen die Ärzte:
Emma ist dumm.
Denn sie hat die Frage nicht beantwortet.
Darum darf sie keine Kinder bekommen.
Sie bekommt eine Zwangs-Sterilisation.
Sie stirbt durch die OP.