Es ist ein schwarz-weißes Bild. Auguste Schmid sitzt mit verschränkten Beinen auf einem Stuhl und hält einen Blumenstrauß. Sie trägt ein dunkles Kleid mit großem Ausschnitt. Sie trägt eine lange Halskette mit großem, ovalem Anhänger. Sie blickt mit leichtem Lächeln in die Kamera.

Auguste Elise Schmid, um 1925.

Privatsammlung Kirsten Muster.

Auguste Elise Schmid, 1937. Aufnahme auf dem Krankenblatt.

NLA Hannover Nds. 330 Lüneburg Acc. 2004/134 Nr. 02403.

AUGUSTE ELISE SCHMID (1909 – 1944)

Auguste Elise Schmid stammte aus Bülkau im Kreis Hadeln. Sie wurde in Hemmoor geboren. Ihre Eltern waren der Mechaniker Karl Friedrich Schmid und seine geschiedene Ehefrau Anna Auguste Brüning, geb. Daberkahl. Der Vater arbeitete in einer Zement-Fabrik. Auguste hatte einen Bruder. Er hieß Karl, wie sein Vater. Nach der Schule arbeitete Auguste Schmid als Haushaltshilfe auf einem Bauernhof in der Nachbarschaft. Ihre Mutter ging eine zweite Ehe ein, aus der ihre Halbschwester Erika hervorging.

Auguste Schmid hatte eine Liebesbeziehung zum verheirateten Josef Unger, der in Cuxhaven bei der Marine war. Er war Ungar und stammte aus Kirchfidisch im Burgenland (Österreich). Er war Obergefreiter bei der U-Boot-Flotte. Aus der Verbindung gingen zwei Töchter hervor: Gisela (geb. 1934) und Elfriede (geb. 1936).

1937 erkrankte Auguste Schmid. Weil sie sich zu dieser Zeit in Hamburg aufhielt, wurde sie in die »Staatskrankenanstalt Friedrichsberg« eingewiesen. Zehn Wochen später wurde sie von dort nach Lüneburg verlegt. Ihre Töchter, erst ein und zwei Jahre alt, wurden ab dann von ihrer Freundin Martha Niehaus aufgezogen. Josef Unger besuchte seine Kinder, brachte ihnen Süßigkeiten mit. Ab Kriegsbeginn kam er nur noch, wenn er Fronturlaub hatte. Im Mai 1944 sank sein U-Boot vor der niederländischen Küste. Die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg beantragte Auguste Schmids Zwangssterilisation. Diese wurde 1938 durchgeführt. Fünf Jahre später wurde Auguste Schmid am 8. September 1943 in die Tötungsanstalt Pfafferode verlegt. Dort starb sie am 8. Juli 1944. Sie wurde Opfer der »Euthanasie«. Ihre Töchter lernten sie nie kennen.

AUGUSTE ELISE SCHMID

Auguste Elise Schmid kommt aus Hemmoor
bei Cuxhaven.
Sie ist im Jahr 1909 geboren.
Sie geht zur Schule.
Danach hilft sie im Haushalt
von einem Bauernhof.
Sie lernt einen U-Boot-Fahrer
aus Österreich kennen.
Die beiden verlieben sich
und bekommen 2 Töchter.
Das ist im Jahr 1934 und im Jahr 1936.
Das ist schon in der Nazi-Zeit.
Die Beziehung ist geheim.
Keiner weiß davon.
Denn der U-Boot-Fahrer ist
mit einer anderen Frau verheiratet.

Im Jahr 1937 ist Auguste Schmid krank.
Sie kommt in eine Anstalt in Hamburg.
Dann kommt sie in die Anstalt in Lüneburg.
Ihre Töchter kommen zu einer Freundin
von Auguste.
Da sind die Töchter noch Babys.
Die Freundin passt auf die Töchter auf.
Der U-Boot-Fahrer besucht die Kinder ab und zu.
Aber dann muss er in den Zweiten Weltkrieg.
Im Jahr 1944 stirbt er in seinem U-Boot.

Im Jahr 1938 bekommt Auguste Schmid
eine Zwangs-Sterilisation.
5 Jahre später kommt sie
in die Tötungs-Anstalt Pfafferode.
Dort wird sie ermordet.

Ihre Töchter kommen als Babys zu einer Freundin von Auguste.
Sie wachsen bei der Freundin auf.
Sie haben ihre Mutter nie gesehen.

Auf diesen beiden Fotos ist Auguste Elise Schmid.
Das erste Foto ist aus dem Jahr 1925.
Auguste ist da 16 Jahre alt.

Das zweite Foto ist aus dem Jahr 1937.
Auguste ist da 28 Jahre alt.
Dieses Foto ist aus Augustes Kranken-Blatt.
Man hat das Foto gemacht,
als sie in die Anstalt nach Lüneburg kam.