ISIDOR SEELIG (1906 – 1940)
Isidor Seelig wurde in Rogasen (heute Polen) geboren, war zur See gefahren und handelte mit Fellen, bis er im Alter von 22 Jahren erkrankte. Nach dem Ersten Weltkrieg war er nach Deutschland gezogen. Er hielt sich lange in Soltau und Umgebung auf, lebte aber wohl auch einige Zeit in Hannover und Berlin. Als er 1928 erkrankte, wurde er in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg aufgenommen. Dort blieb er bis zu seiner Verlegung in die Sammelstelle nach Wunstorf am 21. September 1940. Obwohl Isidor Seelig als chronisch erkrankter Anstaltspatient in der Heil- und Pflegeanstalt geschlossen untergebracht war, was eine Sterilisation gegen seinen Willen dem Gesetz nach ausschloss, wurde er am 18. April 1939 ins Städtische Krankenhaus Lüneburg einbestellt und unfruchtbar gemacht. Die Anzeige dafür hatte sein Arzt Gustav Marx veranlasst. Seine Richter waren die Ärzte Sander und Vosgerau sowie Amtsrichter Stölting. Eineinhalb Jahre später wurde Isidor Seelig am 27. September 1940 in Brandenburg mit Kohlenmonoxid ermordet. Der Eintrag im »Verzeichnis Erkrankter Männer der Provinzial- Heil- und Pflegeanstalt« offenbart, dass dem Lüneburger Anstaltspersonal bewusst war, dass er ausschließlich »zur Weiterverlegung« nach Wunstorf gebracht worden war. Ein Standesamt »Cholm«, das zur Beurkundung der »T4«-Opfer im Columbushaus in Berlin eingerichtet worden war, stellte eine Sterbeurkunde für Isidor Seelig aus. Sowohl das Sterbedatum als auch die Todesursache wurden gefälscht.
ISIDOR SEELIG
Isidor Seelig ist Jude.
Darum ermorden ihn die Nazis bei der Aktion T4.
So nennen die Nazis den Kranken-Mord.
Isidor Seelig kommt aus Rogasen in Polen.
Nach dem Ersten Weltkrieg geht er
nach Deutschland.
Er lebt in Hannover, Berlin und Soltau.
Im Jahr 1928 wird er krank.
Er kommt in die Anstalt in Lüneburg.
Im Jahr 1939 wird Isidor Seelig
unfruchtbar gemacht.
Sein Arzt Gustav Marx will das so.
Obwohl das nicht erlaubt ist.
Denn Isidor Seelig ist auf einer extra Station
in der Anstalt.
Er kommt nicht raus aus der Station.
Er kann keine Frauen treffen und
Kinder mit ihnen machen.
Darum ist eine Zwangs-Sterilisation
bei ihm verboten.
Die Nazis machen die Zwangs-Sterilisation trotzdem.
Dann muss Isidor Seelig in die Anstalt
nach Wunstorf.
Dorthin bringt man alle kranken Juden.
6 Tage später kommt er
in die Tötungs-Anstalt Brandenburg.
Isidor Seelig wird am 27. September 1940
mit Gas ermordet.
Es gibt eine Sterbeurkunde von Isildor Seelig.
Aber es ist alles falsch,
was auf der Urkunde steht:
• das Sterbedatum.
• der Sterbegrund.
• das Amt, von dem die Urkunde ist.