Die Bleistiftzeichnung von Gustav Sievers ist mit Wasserfarben und Buntstift koloriert und zeigt eine schick gekleidete korpulente Dame auf einem Fahrrad. Das Fahrrad hat einen gelben mit roten Schnörkeln verzierten Rahmen. Die Dame trägt einen gestreiften Rock und einen floral verzierten Überwurf. Ihre Ärmel sind lila. Sie sitzt sehr aufrecht auf dem Rad und hat einen sehr kleinen Kopf im Verhältnis zu Körper und Fahrrad.

Werk von Gustav Sievers. Ohne Titel, undatiert, Bleistift, Wasserfarben auf Durchschlagpapier.

Sammlung Prinzhorn Inv. Nr. 4332d.

Es ist eine technische Zeichnung mit schwarzer Farbe auf weißem Papier von einem Webstuhl mit Maßangaben und Detailzeichnungen einzelner technischer Vorrichtungen. Die Zeichnung ist überschrieben: J. W. G. Sievers in Borcholt i. W. Es ist ein Druck der Reichsdruckerei. Unten rechts befindet sich ein Hinweis aufgedruckt, dass die Zeichnung zur Patentschrift Nr. 108661 gehört.

Detailzeichnung Fig. 1-Fig. 6 zu Reichspatent Nr. 108661, Fallschützenwebstuhl von J.W.G. Sievers vom 7.11.1897.

Reichspatentblatt 1899, S. 1238-1240. https://depatisnet.dpma.de

GUSTAV SIEVERS (1865 – 1941)

Gustav Sievers wurde in Almstedt geboren. Bald nach seiner Geburt zogen seine Eltern nach Hannover. Nach der Schulzeit im Stadtteil Limmer war er Kantinenbursche bei einem Infanterie-Regiment. Mit 16 Jahren arbeitete er in einer Weberei. Wegen Bettelns, Polizistenbeleidigung und »Verbreitung sozialdemokratischer Schriften« (um 1884 ein gravierender politischer Straftatbestand), verbüßte er schon früh Haftstrafen. Sieben Jahre lebte er in Amerika (Chicago), wo er hart arbeitete, aber auch in öffentlichen Bibliotheken studierte und sich dichterisch versuchte. Er kehrte zu seiner Jugendliebe nach Hannover zurück. 1897 begann er, Erfindungen zu machen und meldete mit Erfolg ein Patent zum »Fallschützenwebstuhl« an. Dann erkrankte er und wurde in die Anstalt Lengerich eingewiesen. Ab 1902 führte er Korrespondenz mit August Bebel und dem »Vorwärts«, äußerte sich gegen die Kirchen. Er verfasste Geheimschriften, schrieb und dichtete originell. Vor allem zeichnete er ganz eigene, in typischer Weise kolorierte Bilder von Menschen und Gebäuden. 1903 wurde er in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg verlegt. Dort plante er ein Attentat auf Otto Snell. Nach dreijähriger Isolation wurde er in das Landesverwahrhaus Göttingen gebracht. Fast drei Jahrzehnte später kam er von dort wieder in die Lüneburger Anstalt zurück. Im Alter von 74 Jahren wurde er in die Zwischenanstalt Herborn und von dort nach Hadamar verlegt. Am 16. Juni 1941 wurde er ermordet.

Das ist eine Zeichnung von Gustav Sievers.
Er ist Künstler und Erfinder.
Er ist im Jahr 1865 in Almstedt geboren.
Als Kind lebt er in Hannover.

Gustav Sievers arbeitet in einer Weberei.
Er erfindet einen Webstuhl.
Dafür bekommt er sogar ein Patent.
Das heißt:
Seinen Webstuhl darf keiner nachbauen.

Gustav Sievers streitet sich viel.
Zum Beispiel: über Politik.
Er findet die Partei SPD gut.
Die SPD ist in der Nazi-Zeit aber verboten.
Gustav Sievers bekommt darum Ärger
mit der Polizei und muss ins Gefängnis.

Nach dem Gefängnis geht Gustav Sievers
für 7 Jahre in die USA.
Dann kommt er wieder.
Er lebt mit einer Frau zusammen,
die liebt er schon sehr lange.

Dann wird er krank.
Er kommt in eine Anstalt nach Lengerich.
Im Jahr 1903 kommt er in die Anstalt
nach Lüneburg.
Dort versucht er den Arzt Otto Snell zu töten.
Darum muss er in ein extra Gefängnis
nach Göttingen.
Dort bleibt er fast 30 Jahre.
Er zeichnet sehr viele Bilder.
Sie sind heute in einer Kunst-Sammlung.

Als er aus dem Gefängnis zurück kommt
haben die Nazis die Macht in Deutschland.
Gustav Sievers ist da schon über 70 Jahre alt.
Trotzdem entscheidet ein Arzt von den Nazis:
Gustav Sievers muss ermordet werden.
Gustav Sievers kommt
in die Tötungs-Anstalt Hadamar.
Er wird am 16. Juni 1941 ermordet.

Seine Bilder sind heute viel Wert.
Er ist heute ein berühmter Künstler.