Es ist ein schwarz-weißes Foto von Oskar Pohlmann. Es ist eine Halbtotale, sodass er nur bis zu den Knien zu erkennen ist. Er steht in einem Garten mit verschränkten Armen vor der Brust. Er trägt die Haare nach hinten gebürstet. Er trägt einen dunklen Wollanzug, ein helles Hemd und Krawatte. Die Jacke ist zweireihig geknöpft. Er blickt mit leicht gehobenem Kopf ernst in die Kamera.

Oskar Pohlmann, um 1933.

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Auf dem schwarz-weißen Familienfoto sitzt die Mutter auf einem Stuhl. Sie trägt ein langes, hochgeschlossenes dunkles Kleid mit streng zurückfrisiertem Haar. Die Hände halten dunklen Stoff im Schoß. Hinter ihr stehen die Geschwister. Die Männer tragen dunkle Anzüge mit Krawatte und hellem Hemd. Alma trägt ein langes weißes Kleid mit kurzen Ärmeln und einer dunklen Schleife am Hals. Alle vier blicken in die Kamera. Im Hintergrund sind Büsche zu erkennen.

Berta (vorne) mit Oskar, Hans und Alma Pohlmann (von links nach rechts), um 1933.

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OSKAR (1903 – 1941) UND HANS POHLMANN (1899 – 1942)

Die Brüder Oskar und Hans Pohlmann stammten aus Wieren im Landkreis Uelzen. Sie hatten noch zwei Geschwister, Alma und Wilhelm, der im ersten Lebensjahr starb. 1908 zog die Familie nach Bodenteich. Der Vater Wilhelm senior war Schuhmachermeister, genauso wie der Onkel. Auch Alma heiratete später einen Schuhmacher. Die Mutter, Berta Pohlmann, betrieb einen Kolonialwarenladen. Oskar lernte nach der Schule Dachdecker. Er spielte Klarinette und Geige, zuletzt in der Kapelle der SA, aus der er entlassen wurde. Er sang er im Männergesangsverein und war dort auch vier Jahre Kassenwart. Sein Bruder Hans tat sich schwer in der Schule und lernte Schuhmacher in der väterlichen Werkstatt. Beide kamen in die Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt. Erst Oskar, dann Hans. Oskar erkrankte 1934. Ein Jahr später wurde er zwangssterilisiert. Sechs Jahre später wurde er am 21. Mai 1941 in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet. Sein Bruder Hans verhielt sich ab 1939 auffällig, kurz nachdem er als Soldat in den Kriegsdienst eingezogen worden war. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er eine Erkrankung nur vorgab, um dem Kriegsdienst zu entgehen. Nach verschiedenen Stationen, kam auch er im Dezember 1940 in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Ob er sterilisiert wurde, ist ungewiss. Er infizierte sich mit Tuberkulose und starb im Mai 1942. Ein gewaltsam herbeigeführter Tod ist nicht ausgeschlossen. Die Mutter ließ beide Söhne in Bodenteich begraben. Aus Sorge, dass keine Kunden mehr bei ihr einkaufen würden, behauptete sie, ihre Söhne seien im Krieg gefallen. Oskar und Hans Pohlmann sind nicht die einzigen Opfer des Krankenmordes in ihrer Familie. Eine Cousine der beiden, Helene Pohlmann, wurde in Weilmünster ermordet. Auch ihr Bruder Paul Pohlmann starb 1943 in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg.

OSKAR UND HANS POHLMANN

Das ist ein Foto von Oskar Pohlmann.
Er kommt aus Wieren bei Uelzen.
Er hat einen Bruder und eine Schwester:
Hans und Alma.
Sein anderer Bruder Wilhelm stirbt im Alter
von einem Jahr.

Oskar ist Dachdecker und Musiker.
Er spielt Geige und Klarinette in einer Musik-Gruppe von den Nazis.
Aber die Nazis wollen ihn nicht mehr
dabei haben.
Er singt auch in einem Männer-Verein.
Er kümmert sich um das Geld vom Verein.

Dann wird Oskar krank.
Er kommt in die Anstalt nach Lüneburg.
Dort wird er unfruchtbar gemacht.
Im Jahr 1941 wird er bei der Aktion T4 ermordet.

Oskars Bruder Hans soll Soldat
im Zweiten Weltkrieg werden.
Aber Hans will kein Soldat sein.
Darum tut er so, als ob er krank ist.

Hans kommt auch in die Anstalt nach Lüneburg.
Er soll auch unfruchtbar gemacht werden.
Aber dann bekommt er eine Lungen-Krankheit.
Er kommt ins normale Krankenhaus nach Lüneburg.
Dort steckt er sich
mit der Lungen-Krankheit an.
Er stirbt im Jahr 1942.
Man weiß heute nicht,
ob die Ärzte ihn ermordet haben.

Auf diesem Foto sind die Geschwister
Oskar, Hans und Alma Pohlmann mit ihrer Mutter.
Das Foto ist aus dem Jahr 1933.

Es gibt noch 2 Personen aus der Familie,
die in der Nazi-Zeit sterben.
Sie sterben auch in Anstalten:
Eine Cousine stirbt in der Anstalt
in Weilmünster.
Der Cousin Paul stirbt auch in der Anstalt
in Lüneburg.
Die beiden sterben im Jahr 1943.