
Zeitungsausschnitte aus dem Harburger Anzeiger: Versteigerung Bahnhofshotel und Umwandlung zum Verwaltungsgebäude, Oktober 1937.
ArEGL 173-11.
IDA ZETTEL (1884 – 1941)
Ida Zettel wurde am 5. Oktober 1884 in Osten-Hemmoor als Älteste von sieben Kindern geboren. Ihr Vater Wilhelm Zettel war Gastronom.
Ca. 1904 zog die Familie Zettel nach Harburg und übernahm dort das großbürgerliche Bahnhofshotel. Ida ließ sich zur Volksschullehrerin ausbilden, interessierte sich für Philosophie. 1908 starb die Mutter. Drei Jahre später erkrankte Ida an Depressionen. Ihre Familie dachte, eventuell hinge es mit einer unglücklichen Liebe zusammen. Sie kam ins Harburger Krankenhaus, wo sie versuchte, sich durch einen Fenstersprung das Leben zu nehmen.
Mit der Diagnose »Hysterie« wurde sie im Sommer 1911 aus dem Harburger Krankenhaus als »Haustochter« in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg verlegt, aus der sie 1916 wieder entlassen wurde. Zwei Jahre später wurde sie ein zweites Mal in die Heil- und Pflegeanstalt eingewiesen. Nun lautete die Diagnose »Hebephrenie«, also »Schizophrenie«. 1920 erhielt ihre Schwester Toni die Pflegschaft. Sie brachte Ida in der Privatklinik Dr. Frontheim in Liebenburg unter.
Die Hoffnung auf Heilung wurde jedoch enttäuscht, sodass Ida im September 1921 in die Lüneburger Anstalt zurückkehrte. Ida wurde während ihres Aufenthaltes in Lüneburg von ihren Schwestern, Ende der 1920er-Jahre auch von ihrer Nichte Gertrud besucht. Nach 20 Jahren kontinuierlicher Anstaltsunterbringung wurde Ida am 30. April 1941 in die Zwischenanstalt Herborn und von dort am 16. Juni 1941 in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt.
Der Familie wurde als offizielle Todesursache »Typhus« genannt. Diese Aussage warf bei Gertrud schon damals kritische Fragen auf.
IDA ZETTEL
Ida Zettel ist am 5. Oktober 1884 geboren.
Sie ist die Älteste von 7 Kindern.
Ihr Vater Wilhelm ist ein Gast-Wirt.
Er hat ein großes Hotel in Harburg.
Ida Zettel wird Lehrerin.
1911 wird sie krank.
Sie ist immerzu sehr traurig.
Da ist sie 27 Jahre alt.
Sie kommt in ein Krankenhaus in Harburg.
Sie will nicht mehr leben.
Sie will sich umbringen.
Ida Zettel kommt in die Lüneburger Anstalt.
Dort will man ihr helfen.
Das hat Erfolg.
1916 wird sie entlassen.
2 Jahre später geht es ihr wieder schlecht.
Sie muss wieder in die Lüneburger Anstalt.
Ihre Schwester Toni kümmert sich um Ida.
Es vergehen wieder 2 Jahre.
Ida Zettel geht es nicht besser.
Toni bringt Ida in eine Privat-Klinik.
Dort wird ihr nicht geholfen.
Ein Jahr später kommt sie zurück in die Lüneburger Anstalt.
Dort bleibt sie 20 Jahre.
Am Anfang bekommt Ida Zettel viel Besuch von ihren Schwestern.
Und von einer Nichte.
Nach vielen Jahren hört der Besuch auf.
Ida Zettel ist allein.
Am 30. April 1941 wird Ida Zettel verlegt.
In die Anstalt Herborn.
Von dort wird sie in die Tötungs-Anstalt Hadamar verlegt.
Sie kommt am 16. Juni 1941 dort an.
Sie wird am selben Tag ermordet.
Danach bekommt die Familie einen Brief.
Da steht drin: Ida hatte Typhus.
Das ist eine schwere Krankheit.
Aber Ida hatte kein Typhus.
Das ist gelogen.
Die Nichte von Ida Zettel glaubt es auch nicht.
Sie weiß: Es stimmt nicht.
Ida wurde ermordet.