CHRISTINE SAUERBREY (GEB. BEHRENS) (1889 – 1941)

Christine Sauerbrey, geborene Behrens, wurde am 24. September 1889 in Gröpelingen, ein Teil von Bremen, als eines von insgesamt acht Kindern geboren. Ihre Eltern waren der Schneidermeister Johann Dietrich Behrens und Adelheit Behrens, geborene Behnken. Im April 1903 beendete Christine mit 13 Jahren die Volksschule. Sie trat in die Fußstapfen ihres Vaters und erlernte den Beruf der Schneiderin.

Mit 17 Jahren lernte sie ihren Ehemann Johann Sauerbrey kennen – wahrscheinlich bei der Weser AG, wo er als Dreher arbeitete und sie turnte. Als Christine 18 Jahre alt war, heirateten sie gegen den Willen der Eltern. Johann war in ihren Augen nicht standesgemäß und noch dazu im linken Flügel der SPD aktiv. Zwischen 1908 und 1912 bekamen sie vier gemeinsame Töchter. Ab 1916 radikalisierte sich Johann, 1918 beteiligte er sich an der Novemberrevolution. Als die Räterepublik blutig niedergeschlagen wurde, setzte sich Johann nach Moskau ab, um einer Verhaftung zu entgehen.

Weil Johann als »Republikfeind« polizeilich gesucht wurde, wurde Christine mehrfach polizeilich verhört und in Schutzhaft genommen. Zugleich musste sie allein für die vier Töchter sorgen.

1924, ihre Töchter waren zwischen elf und 16 Jahre alt, Johann war mittlerweile aus Moskau geläutert zurückgekehrt, wurde sie erstmals Patientin im St. Jürgens Asyl für Geistes- und Nervenkranke in Ellen bei Bremen. Dort diagnostizierten die Ärzte eine »Schizophrenie«. Mit der Erkrankung zerbrach die Ehe. Im Januar 1929 wurde die Ehe zwischen Christine und Johann geschieden.

Im Mai 1931 wurde Christine in die Lippische Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lindenhaus in Lemgo-Brake verlegt. In der Patientenakte steht, im »Lindenhaus« sei es Christine zwar körperlich gut gegangen, jedoch habe sich ihre Grunderkrankung nicht gebessert, sodass sie am 31. Oktober 1933 wieder in die Bremer Nervenklinik in Ellen zurückverlegt wurde. Im November 1938 wurde sie von dort nach Lüneburg verlegt.

Christine Sauerbrey verbrachte nicht einmal drei Jahre in der Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Sie wurde am 30. April 1941 nach Herborn verlegt. Am 16. Juni 1941 wurde sie in die Tötungsanstalt Hadamar weiterverlegt und am gleichen Tag ermordet. Den vier Töchtern teilte die Landes- Heil- und Pflegeanstalt Hadamar mit, Christine sei offiziell am 30. Juni 1941 an einer Typhus-Erkrankung gestorben. Die Familie ließ die Urne mit der vermeintlichen Asche von Christine nach Bremen überführen. Sie wurde auf dem Hauptfriedhof beigesetzt, das Grab sei inzwischen aufgelassen.

Am 11. Oktober 2013 wurde vor dem Wohnhaus von Christine Sauerbrey in der Karl-Bröger-Straße 15 in Bremen, der damaligen Farger Straße 15, ein Stolperstein für Christine Sauerbrey verlegt. Die Initiative ging von den Nachfahren aus. An der kleinen Gedenkstunde nahmen auch drei Ur-Großkinder von Christine teil.

CHRISTINE SAUERBREY

Christine Sauerbrey ist im Jahr 1889 in Gröpelingen geboren.
Das ist ein Teil von Bremen.
Sie hat 7 Geschwister.
Ihr Vater ist Schneider-Meister.
Sie macht einen Volks-Schul-Abschluss.
Dann lernt sie Schneiderin.
Bei ihrem Vater.
Da ist sie 13 Jahre alt.

Dann ist sie 17 Jahre alt.
Sie turnt.
Das macht sie bei einer Firma.
Bei der Firma arbeitet auch Johann.
Sie lernen sich kennen.
Sie verlieben sich und heiraten.
Sie bekommen 4 Töchter.
Da ist Christine erst 22 Jahre alt.

Die Eltern von Christine finden das nicht gut.
Sie sagen:
Du bist zu jung.
Johann passt nicht zu dir.
Er hat auch eine andere politische Meinung.
Er kämpft für Arbeiter-Rechte.
Er kämpft gegen Armut.
Er kämpft gegen Reiche.

Und er macht das auch mit Waffen und mit Gewalt.
Das ist im Jahr 1918.
Das ist die November-Revolution.

Alle die mitmachen werden verhaftet.
Johann kommt nicht ins Gefängnis.
Er versteckt sich in Moskau.
Das ist die Haupt-Stadt von Russland.

Christine ist ganz allein mit den 4 Kindern.
Und sie wird verhaftet.
Die Polizei will wissen:
Wo hat sich Johann versteckt?
Christine ist viele Wochen in Schutz-Haft.
Das ist ein Gefängnis-Aufenthalt ohne Gerichts-Urteil.

Christine bricht zusammen.
Sie schafft das alles nicht mehr.
Sie hat keine Kraft und wird krank.

Sie kommt in eine Anstalt.
In eine Nerven-Klinik in Bremen.
Das ist im Jahr 1924.
Der Arzt sagt:
Christine hat Realitäts-Verlust.
Johann kommt aus Moskau zurück.
Er will sich nicht um Christine kümmern.
Er reicht die Scheidung ein.

Sie kommt in eine andere Anstalt.
2 Jahre später kommt sie wieder zurück.
In die Nerven-Klinik Bremen.
Aber da kann sie nicht bleiben.
Im Jahr 1939 kommt sie in die Anstalt nach Lüneburg.

Sie ist nur 3 Jahre in Lüneburg.
1941 wird sie verlegt.
In die Aktion T4.
Sie wird am 16. Juni 1941 vergast.
Sie ist ein Opfer vom Patienten-Mord.

Ihre 4 Töchter bekommen einen Brief.
Darin steht:
Christine Sauerbrey ist an einer Körper-Schwäche gestorben.
Das ist eine Lüge.
Sie wurde ermordet.

Die Töchter wollen die Asche von Christine beerdigen.
Sie wird in einer Urne nach Bremen geschickt.
Sie wird auf dem Haupt-Friedhof beerdigt.

Im Jahr 2013 bekommt Christine einen Stolper-Stein.
Er liegt in Bremen vor ihrem Wohn-Haus.
Die Enkel wollen das.
Es war ihr Wunsch.
Es gibt eine Gedenk-Feier.
Da sind auch die Ur-Enkel dabei.
Christine soll nicht vergessen werden.