Das schwarz-weiße Passfoto aus der Charakteristik zeigt Willi Demmer mit einem dünn gestreiften Hemd. Er hat eine Halbglatze und trägt die Haare nicht vollständig zurückgekämmt. Er blickt mit leicht geöffnetem Mund direkt in die Kamera.

Ausschnitt aus dem Krankenblatt von Willi Demmer, Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn, etwa 1941.

Staatsarchiv Hamburg 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn Nr. 30590.

Es ist eine schwarz-weiße Kopie. Sie ist am linken und am unteren Rand zerknittert. Die Zeugenaussage ist mit der Schreibmaschine in englischer Sprache geschrieben. Einige Tippfehler sind korrigiert worden. Oben befindet sich eine kurze, handschriftliche Anmerkung.

Zeugenaussage von Anders Thomsen vom 15.3.1946.

Kopie Gedenkstätte Ladelund. WO 235/537 Blatt 54.

WILLI DEMMER (1904 – 1973)

Willi Demmer stammte aus Hochheide im Kreis Möhrs. Seine Eltern waren Heinrich und Maria Demmer (geb. Hermanns). Er hatte eine Schwester, Auguste Jaeckel (geb. Demmer). Willi Demmer lernte nur schwer und ging auf eine Hilfsschule. Später arbeitete als Bohrarbeiter. Er beging viele Diebstähle. Zwischen 1922 und 1937 erhielt er 33 Vorstrafen. 1940 trat er in Wolfenbüttel eine Haftstrafe an. Nach zwei Jahren wurde er in die Sicherungsverwahrung überführt. Wegen seines letzten Wohnsitzes (Hamburg-Reitbrook), sollte er in die Heil- und Pflegeanstalt Hamburg-Langenhorn aufgenommen werden. Auf eigenen Wunsch kam er jedoch in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. In Lüneburg lebte Marie Salau, die ihm Liebesbriefe in die Anstalt schickte. Maries Bruder Robert war ebenfalls sicherungsverwahrt. Am 31. März 1944 wurden Robert Salau und Willi Demmer mit weiteren Sicherungsverwahrten in das Konzentrationslager Neuengamme überstellt. Dort machte Willi Demmer Karriere und wurde »Kapo« (Aufseher). Als solcher ging er gewaltsam gegen andere Häftlinge vor und nahm ihren Tod billigend in Kauf. Nach dem Krieg wurde er in Rotenburg an der Wümme interniert. Für seine Verbrechen als »Kapo« musste er sich in Hamburg vor dem Britischen Militärgericht rechtfertigen. Er wurde für schuldig befunden und kam Mitte September 1948 erneut zur Sicherungsverwahrung in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Zwei Wochen später wurde er in die Freiheit entlassen. Er zog nach Gelsenkirchen und starb dort am 4. Februar 1973.

WILLI DEMMER

Das ist ein Foto von Willi Demmer.
Er kommt aus Hochheide bei Möhrs.
Er geht auf eine Förderschule.
Danach arbeitet er als Bauarbeiter.

Willi Demmer klaut ganz viel.
Er ist ein Verbrecher.
Er hat 33 Strafen.
Im Jahr 1940 kommt er ins Gefängnis
nach Wolfenbüttel.

2 Jahre später kommt er in die Anstalt Lüneburg.
In Lüneburg lebt seine Freundin Marie Salau.
Sie schreibt ihm viele Liebesbriefe.
Sie kann ihn in der Anstalt besuchen.
Marie Salau ist die Schwester von Robert Salau.
Robert Salau ist auch in der Anstalt in Lüneburg.

Robert Salau und Willi Demmer kommen zusammen als Häftlinge ins KZ Neuengamme.
Das ist im März 1944.
Willi Demmer kommt in das Außenlager in Husum. Dort ist er Aufseher.
Man sagt auch: Kapo.
Als Kapo darf er über andere Häftlinge bestimmen.
Er quält andere Häftlinge.
Viele von ihnen sterben.

Dafür wird Willi Demme später angeklagt.
Er muss vor ein Militär-Gericht.
Das Gericht sagt:
Willi Demmer ist schuld an vielen Verbrechen,
die im Lager Neuengamme passiert sind.

Darum kommt Willi Demmer im Jahr 1948
wieder in die Anstalt nach Lüneburg.
Aber er kommt nach nur 2 Wochen wieder frei.
Er geht nach Gelsenkirchen.
Er stirbt im Jahr 1973.