Das Schreiben ist leicht vergilbt und seitlich etwas eingerissen. Es ist eng bedruckt und mit Schreibmaschine verfasst. Angaben zu Herbert Wiepel und der Kinderfachabteilung Lüneburg sind dick gedruckt. Es gibt keine Unterschrift.

Schreiben des Reichsausschusses über die Einweisung von Herbert Wiepel vom 24.8.1942.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 428.

Die Krankengeschichte ist leicht vergilbt. Die gedruckten Vorgaben sind handschriftlich ausgefüllt. Neben der Überschrift ist ein roter Stempel. Dieser besagt: »Erbbiologisch erfasst. Sippentafel und Karteikarte angelegt.« Das Wort Sippentafel ist durchgestrichen.

Krankengeschichte von Herbert Wiepel.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 428.

Der Vordruck wurde mit der Schreibmaschine ausgefüllt. Das Papier ist gelocht. Oben links befindet sich eine Anmerkung. Sie ist mit blauer Tinte geschrieben. Unten steht etwas mit Bleistift geschrieben. Beide Anmerkungen sind nur teilweise lesbar.

Meldung von Herbert Wiepel, 4.5.1942.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 428.

HERBERT WIEPEL (1942 – 1942)

Herbert Wiepel wurde am 2. Mai 1942 in Adendorf bei Lüneburg geboren. Seine Eltern waren der Telegrafenbaumeister Otto und Anna Wiepel (geb. Wense). Er hatte zwei ältere Geschwister. Herbert wurde mit einem offenen Rücken geboren, seine Beine waren gelähmt. Zehn Tage nach seiner Geburt meldete ihn die Hebamme an den »Reichsausschuss«. Es dauerte fünf Monate, bis die Eltern aufgefordert wurden, ihren Sohn in die »Kinderfachabteilung« Lüneburg zu bringen. Am 7. Oktober 1942 wurde er dort aufgenommen.

Bei der Aufnahme waren sein Vater und Herberts ältere Geschwister dabei. In ihrem Beisein deutete der Vater dem Arzt gegenüber an, dass sein Sohn Herbert »erlöst« werden könnte, wenn dem Kind nicht anders zu helfen sei. Er gab dem Arzt damit seine Zustimmung zur Tötung.

Schon eine Woche später erkrankte Herbert und bekam Fieber. Am 13. Oktober führten seine Eltern ein Gespräch mit Willi Baumert. Wenige Tage später, am 17. Oktober 1942, starb Herbert Wiepel an der Überdosis eines Medikamentes.

HERBERT WIEPEL

Herbert Wiepel kommt aus Adendorf.
Sein Vater ist der Techniker Otto Wiepel.
Seine Mutter Anna Wiepel ist Hausfrau.
Herbert hat 2 ältere Geschwister.

Bei seiner Geburt hat Herbert einen kaputten Rücken. Er kann seine Beine nicht bewegen.
Darum meldet die Hebamme ihn
beim Reichsausschuss.
Der Reichsausschuss sagt:
Herbert muss in eine Kinder-Fachabteilung.

Sein Vater bringt ihn in die Kinder-Fachabteilung
nach Lüneburg.
Seine Geschwister sind auch dabei.

Der Vater sagt zum Arzt:

Vielleicht geht es Herbert in der Anstalt nicht besser.
Dann ist es gut, wenn Herbert nicht lange lebt.
Das steht in Herberts Kranken-Geschichte.

Eine Woche später wird Herbert krank.
Er bekommt hohes Fieber,
weil er zu viel von einem Medikament bekommt.
Die Ärzte vergiften Herbert mit dem Medikament.

Herberts Eltern reden mit dem Arzt.
3 Tage später ist Herbert Wiepel tot.
Die Ärzte ermorden ihn.