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»Gr. Lobke d. 7.1.44.
An den Direktor d. Landes- Heil= Pflegeanstalt.
Sie werden entschuldigen wenn ich Sie mit einer Frage belästige, die unter aller Würde ist. Bei meinem Besuch am 4.1.44 mußte ich feststellen, das meine Kinder Willi u. Herbert Köhler, sowie auch alle anderen Kinder mit nackten Körper zu Bett lagen. Sie waren nur mit einer Decke bedeckt. Ferner stellte ich fest das sie mit ihrer gerade der Nierengegend auf einer Gummilage lagen. Es wurde mir von der Pflegerin gesagt, das sie das machten weil die Kinder das Bett naß machten, und das Hemd dann naß würde. […] Es ist kein Wunder wenn die Kinder sich dann erkälten, Husten bekommen, und Nieren und Blasenkrank werden. Meine Kinder haben zu Hause nie das Bett naß gemacht. Ich habe nun mit eigenen Augen gesehen, wie die Kinder mit dieser Methode mißhandelt werden. Ich habe mich deswegen schon an amtliche Stellen gewandt, die empört waren, jetzt abwarten wollen was ich jetzt für eine Antwort von dort bekomme. Ich bin fast der Überzeugung dass Sie Herr Direktor von dieser schamlosen Behandlung nichts wissen. […] Warum werden die Kinder Nachmittags schon so früh ins Bett gesteckt? Warum mussen die Kinder ihr Abendbrot im Bett einnehmen? Meiner Meinung nach ist das nur auf die Bequemlichkeit der Pflegerin zurückzuführen. […] Ich wünschte nur das die Person die diese Behandlung veranlast hatt, jeden Abend 1 Stunde nackt an einen Baum gebunden würde. Meine Kinder haben genügend Wäsche mit, das sie ihr Hemd im Bett ruhig anbehalten können. Wenn sie keine Hemden mehr haben, bin ich wenn auch nicht verpflichtet, stehts in der Lage neue Wäsche anzuschaffen. Ich sehe baldigst ihre werte Antwort entgegen, damit ich es den amtlichen Stellen vorlegen kann, wer die Schuldige ist. Heil Hitler Frau Berta Köhler.«
»II.1.44
Sehr geehrte Frau Köhler, zu Ihrem Schreiben vom 7.1.44 habe ich Folgendes zur Klarstellung zu erwiedern. 1.) An dem betreffendem Tage lagen alle Kinder nackt im Bett, da sie gebadet wurden. Anschließend erfolgte dann die Ausgabe der sauberen Wäsche. 2.) Es ist bei dem derzeitigen Mangel an Wäsche verständlich, daß die Bettnässer und Schmutzer sehr oft nachher ohne Hemd schlafen müssen, wenn nämlich alle Wäsche verbraucht und die gewaschene noch nicht zurück ist. 3. In diesem Zustand ist eine Erkältung nicht möglich, da der Schlafsaal auch geheizt sind. Im übrigen sind die Kinder auch vorher Bettnässer gewesen, da sie ja alle hochgradig schwachsinnig sind und bei derartigen Kindern ein solcher Zustand zur Krankheit gehört. 4.) Daß die Kinder schon früher, z. B. vor dem Abendessen zu Bett gebracht werden ist auch nur aus dem Mangel an Personal zu verstehen. Die Kinder müssen gewaschen, ihre Kleidung genau sortiert und verpflegt werden, da die Kinder selbst sich infolge ihres geistigen Tiefstandes um nichts kümmern. Bis zum Dienstende um 21 Uhr ist die Pflegerin daher mehr als ausgelastet. Ich muß daher Ihre Vorwürfe ganz entschieden zurückweisen. Vor allem der Vorwurf, daß die Kinder hier mißhandelt werden. Von Bequemlichkeit der Pflegerin kann bei heutigem Personal keine Rede sein. Im übrigen überlasse ich es Ihnen, Ihre Kinder woanders unterzubringen. Heil Hitler W.B.«
Das ist ein Brief von Berta Köhler an Willi Baumert.
Der Brief ist vom 7. Januar 1944.
Berta Köhler besucht ihre Kinder in der Anstalt
in Lüneburg.
Danach schreibt sie den Brief.
In dem Brief steht:
Den Kindern geht es schlecht in der Anstalt:
• Die Kinder haben oft keine Kleidung an.
Darum werden sie krank.
• Die Kinder müssen schon nachmittags
im Bett liegen.
• Die Kinder müssen ihr Abendbrot
im Bett essen.
Berta Köhler beschwert sich darüber
bei Willi Baumert.
Man soll die Kinder in der Anstalt besser behandeln.
Sie glaubt, die Pflegerin behandelt die Kinder schlecht.
Berta Köhler schreibt auch,
sie hat sich beim Amt beschwert.
Willi Baumert antwortet auf den Brief von Berta Köhler.
Er schreibt ihr einen Brief am 11. Januar 1944.
In dem Brief steht:
Die Kinder liegen nur nackt im Bett,
wenn sie vorher gebadet haben.
Manchmal gibt es zu wenig Wäsche,
weil viele Kinder ins Bett machen.
Aber die Kinder werden davon nicht krank,
denn die Schlafräume sind beheizt.
Willi Baumert schreibt auch:
Es gibt zu wenig Pfleger in der Anstalt.
Die Pfleger haben sehr viel zu tun mit den Kindern.
Darum sind die Kinder oft schon früh im Bett und essen dort Abendbrot.
Dann schaffen die Pfleger die Arbeit besser.
Willi Baumert sagt,
man behandelt die Kinder hier gut.