
Hans Jacob, nach 1945.
Lawrence Zeidman: Brain Science under the Swastika. Ethical Violations, Resistance, and Victimization of Neuroscientists in Nazi Europe, Oxford 2020, S. 145
HANS JACOB (1907 – 1997)
Hans Jacob war Arzt und Gehirnforscher. 1934 wurde Hans Jacob Mitglied der SA und arbeitete im Hauptamt für Volksgesundheit in der Reichsleitung der NSDAP. Deshalb verlor er sein Forschungsstipendium der Rockefeller-Stiftung. 1935 bis 1937 arbeitete Jacob an verschiedenen Anstalten in Sachsen und wurde schließlich Leiter des Labors für Gehirn- und Nervenforschung der Hamburger Psychiatrie Friedrichsberg, die 1941 an die Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf angegliedert wurde. Sein Vorgänger in Friedrichsberg war Hermann Josephy, der als Jude Berufsverbot erhalten hatte, ins KZ Sachsenhausen gebracht worden war und 1936 in die USA auswanderte. Nach dem Krieg ging Hans Jacob nach Marburg. Er publizierte die Ergebnisse seiner Forschung noch lange nach Kriegsende und erhielt, wie auch sein Kollege Julius Hallervorden, das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. 1957 kehrte er nach Hamburg zurück und übernahm die Leitung der Neurologischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Altona, betreute auch wieder das Labor in Eppendorf, dann jedoch ehrenamtlich noch weitere zwei Jahre.
HANS JACOB
Hans Jacob ist Arzt.
Er erforscht Gehirne.
Ab 1934 ist er ein Nazi.
Er arbeitet im Amt für Volksgesundheit.
Er arbeitete für Leonardo Conti.
Im Jahr 1937 wird Hans Jacob Chef von der Gehirn-Forschung an der Universitäts-Klinik in Hamburg.
Davor war ein Jude der Chef.
Aber Juden dürfen in der Nazi-Zeit
nicht mehr arbeiten.
In den Jahren von 1941 bis 1945 macht Hans Jacob Forschungen an Kinder-Gehirnen.
Es sind die Gehirne von den ermordeten Kinder
aus der Anstalt in Lüneburg.
Nach der Nazi-Zeit geht Hans Jacob nach Marburg.
Im Jahr 1957 kommt er nach Hamburg zurück.
Er wird Chef-Arzt im Krankenhaus Altona.
Und er arbeitet wieder im Labor an der Universität.
Dort forscht er wieder an Gehirnen.
Das macht er als Hobby.
Er bekommt das Bundesverdienstkreuz
für seine Forschung.
Das ist ein wichtiger Preis in Deutschland.
Keiner fragt, woher die Gehirne kommen.
Hans Jacob stirbt im Jahr 1997.