NFC zu E-B-05
Sie waren verantwortlich für die Verbrechen
Sie haben Verantwortung.
Für die Verbrechen.
ADOLF WILKE (1898 – 1946)

Adolf Wilke, um 1930.
StadtALbg BS 44318.
Adolf Wilke stammte aus Hameln, war Chirurg und Ärztlicher Direktor des Städtischen Krankenhauses Lüneburg. Er studierte Medizin und heiratete 1925 in Leipzig Elisabeth Menzinger. Bis 1933 behandelte Wilke mehrere Jahre in Berlin. Dann kam das Ehepaar nach Lüneburg und Wilke übernahm ab 1936 die Krankenhausleitung. 1942 veranlasste er die Errichtung einer »Ostarbeiterbaracke«, damit die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter dort behandelt werden konnten. Er wies die Ermordung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter an und wurde am 1. Juni 1945 in Esterwegen interniert. Während eines Transports aus dem Lager Esterwegen ins Krankenhaus Sögel starb er an einer Diphtherie-Erkrankung.
ADOLF WILKE
Adolf Wilke kommt aus Hameln.
Er heiratet im Jahr 1925.
Er ist Arzt in Leipzig und Berlin.
In der Nazi-Zeit kommt er nach Lüneburg.
Er wird Chef vom normalen Krankenhaus.
Im Jahr 1942 richtet er eine extra Kranken-Station für Ostarbeiter ein.
Das sind Zwangs-Arbeiter aus Osteuropa.
Er entscheidet:
Dort werden Menschen
mit Medikamenten ermordet.
Nach dem Krieg wird er verhaftet.
Er kommt in ein Gefangenen-Lager.
Dort wird er krank und stirbt auf der Fahrt
in ein Krankenhaus im Juni 1945.
Neben Wilke waren weitere Ärzte (Helmut Bock, Günter Schulz und Friedrich von der Becke), eine Ärztin (Margret Dehlinger) und eine Oberschwester (Margarete Dethlefsen) des Krankenhauses Lüneburg an der Ermordung der Zwangsarbeiter*innen beteiligt. Sie entschieden, diese Frauen und Männer mit einer Überdosis Morphium zu ermorden.
Das ist die einzige Aufnahme der ehemaligen »Krankenbaracke« für Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter. Es ist das einfache, längliche Gebäude hinten rechts, versteckt in den Bäumen.
Adolf Wilke ist nicht der einzige Mörder
im normalen Krankenhaus in Lüneburg.
Auch 4 Ärzte und eine Pflegerin helfen
beim Kranken-Mord.
Sie töten mit zu viel Schmerz-Mitteln.
Auf diesem Foto sieht man die Kranken-Station
für Ostarbeiter.
Die Station ist in einem einfachen langen Haus rechts hinten auf dem Foto.
Das Foto ist etwa aus dem Jahr 1950.

Luftbild vom Krankenhaus Lüneburg, ca. 1950.
Städtisches Klinikum Lüneburg.
GÜNTER SCHULZ (1906– 1946)

Zeugnis des Städtischen Krankenhauses der Stadt Stade über Günter Schulz, 23.9.1936.
StadtALg PA 471.
Günter Schulz stammte aus Herford. 1929 machte er in Hildesheim Abitur und studierte danach Medizin in Jena, Graz, Innsbruck, Leipzig und Rostock. 1935 bestand er das Staatsexamen. Er arbeitete an der Universitätsklinik Jena, in Hildesheim und in Stade, bevor er 1937 ans Städtische Krankenhaus Lüneburg kam. Er heiratete in dieser Zeit und wurde Vater von zwei Kindern. In Lüneburg wies er die Pflegerin Margarete Dethlefsen an, Zwangsarbeiter*innen tödliche Dosen zu verabreichen. Sie sollten angeblich Schmerzen lindern und erlösen. Im März 1944 wurde Schulz ins Heer einberufen. Nach dem Krieg gestand er seine Taten. Er wurde Ende 1946 zum Tode verurteilt und hingerichtet.
GÜNTER SCHULZ
Günter Schulz kommt aus Herford.
Er geht in Hildesheim zur Schule.
Danach wird er Arzt.
Er arbeitet in Jena, Hildesheim und Stade.
In der Nazi-Zeit kommt er nach Lüneburg.
Er wird Arzt im normalen Krankenhaus.
In dieser Zeit heiratet er.
Er wird Vater von 2 Kindern.
Günter Schulz sagt der Pflegerin
im normalen Krankenhaus:
Die Zwangs-Arbeiter sollen sterben.
Die Pflegerin soll den Zwangs-Arbeitern
zu viel Schmerz-Mittel geben.
Im Jahr 1944 wird Günter Schulz Soldat.
Nach dem Krieg gibt er die Kranken-Morde zu.
Darum kommt er vor Gericht.
Er bekommt die Todes-Strafe.
Er wird im Jahr 1946 erhängt.
»An den Herrn Oberbürgermeister der Stadt Lüneburg, nach mir zugegangener Mitteilung ist die Stelle des Leitenden Arztes der inneren Abteilung vakant geworden. Hiermit möchte ich mich um diese Stelle bewerben. Ich bin 1936 approbiert, war von 1936 bis 1937 planmäßiger Assistenzarzt am Städt. Krankenhaus Stade und bin seit 1937 planmäßiger Assistenzarzt am Städtischen Krankenhaus Lüneburg. Seit März 1944 wurde ich zum Militärdienst einberufen und war seit Juli 1944 Abteilungsarzt an verschiedenen Feldlazaretten im Osten. Gegenwärtig bin ich als Internist bei einem Ortslazarett eingesetzt. Die Facharztanerkennung liegt seit Juni 1940 durch die Ärztekammer Niedersachsen vor. Eine Beurteilung über meine fachlichen Leistungen beim Heer kann bei meinem gegenwärtigen Stabsarzt dem Beratendem Internisten Oberst Dr. med. habil. Berg angefordert werden. Es wurde von mir heute Antrag gestellt zwecks Entlassung […].«
Das ist eine Postkarte aus dem Jahr 1945.
Sie ist von Günter Schulz.
Er bewirbt sich damit beim Oberbürgermeister
von Lüneburg.
Er will Arzt am normalen Krankenhaus
in Lüneburg werden.
Er kennt das Krankenhaus schon von früher.
Er arbeitet dort in den Jahren1937 bis 1944
als Arzt.
Dann geht er als Soldat in den Zweiten Weltkrieg.
Nach dem Krieg will er wieder als Arzt
in Lüneburg arbeiten.
Er bekommt die Todes-Strafe.
Er wird im Jahr 1946 erhängt.


Bewerbung von Günter Schulz an den Oberbürgermeister der Stadt Lüneburg, 14.7.1945.
StadtALg PA 471.
HELMUT BOCK (1917 – 1946)

Brief von Adolf Wilke an den Oberbürgermeister der Stadt Lüneburg, 16.3.1944.
StadtALg PA 128.

Fragebogen über die Abstammung, ausgefüllt von Helmut Bock, Vorderseite, 10.12.1944.
StadtALg PA 128.
Helmut Bock stammte aus Emden. Er studierte Medizin und legte in Hamburg seine Prüfung ab. Ab 1943 arbeitete er in einem Reservelazarett in Hamburg-Wandsbek. 1944 wurde er Vater einer Tochter. Im gleichen Jahr verlor er ein Bein. Danach bewarb er sich auf eine Arztstelle in Lüneburg. Er nahm seine Arbeit als Assistenzarzt im April 1944 auf und war Nachfolger von Günter Schulz. Im November 1944 wurde er Vater von Zwillingen, einen Monat später heiratete er die Mutter seiner Kinder. Zwischen April 1944 und Januar 1945 beteiligte er sich am Mord an Zwangsarbeiter*innen.
Infolge monatelanger Schmerzmitteleinnahme war er von Januar bis April 1945 für eine Entzugsbehandlung in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Im Sommer 1945 wurde er im Lager Neuengamme interniert. Im Mai 1946 wurde er nach Jugoslawien ausgeliefert. Dort wurde er Ende 1946 wegen Mordes an Zwangsarbeiter*innen im Krankenhaus Lüneburg zum Tode verurteilt und hingerichtet. Seine Ehefrau lebte zu dieser Zeit mit den gemeinsamen Kindern im Landkreis Lüneburg.
HELMUT BOCK
Helmut Bock kommt aus der Stadt Emden.
Er ist Arzt und arbeitet in Hamburg.
Helmut Bock wird Vater von 3 Kindern.
Erst bekommt er eine Tochter.
Dann bekommt er Zwillinge.
Alle Kinder sind im Jahr 1944 geboren.
Im gleichen Jahr verliert er ein Bein.
Er verliert auch seine Arbeit in Hamburg.
Im Jahr 1944 geht er nach Lüneburg und wird Arzt im normalen Krankenhaus.
Dort macht er mit beim Kranken-Mord.
Helmut Bock fühlt sich schlecht,
wegen dem Kranken-Mord.
Darum nimmt er viele Schmerzmittel.
Er wird süchtig nach den Schmerzmitteln.
Darum kommt er selbst als Patient in die Anstalt
in Lüneburg.
Dort will er mit den Schmerzmitteln aufhören.
Er macht einen Drogen-Entzug.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verhaftet man ihn.
Er kommt in ein Lager für Gefangene.
Er kommt vor Gericht wegen den Kranken-Morden im Krankenhaus.
Er bekommt die Todes-Strafe.
Er wird im Jahr 1946 erhängt.
MARGRET DEHLINGER, GEB. GIESCHEN (1913 – 1990)

Brief von Adolf Wilke an den Oberbürgermeister der Stadt Lüneburg, 12.2.1942.
StadtALg PA 154.
Margret Dehlinger stammte aus Bremen und war Ärztin. 1940 heiratete sie ihren Kollegen Freimut Dehlinger aus Lötzen, ein Jahr später kam ihre erste Tochter zur Welt. Bis September 1945 arbeitete Margret Dehlinger als notverpflichtete Hilfsärztin der Inneren Abteilung des Krankenhauses Lüneburg. Dort war sie an der Ermordung von Zwangsarbeiter*innen beteiligt. Im Januar 1945 erhielt sie das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse. 1946 wurde ihre zweite Tochter geboren. Von 1949 bis 1950 nahm sie ihren Dienst wieder auf und wurde Oberärztin. 1951 verließen die Dehlingers Lüneburg und zogen nach Leer. Sie starb am 21. Oktober 1990 in Bad Zwischenahn.
MARGRET DEHLINGER
Margret Dehlinger kommt aus Bremen.
Sie ist Ärztin.
Im Jahr 1940 heiratet Margret Dehlinger
einen Arzt.
Die beiden haben 2 Töchter.
In der Nazi-Zeit ermordet sie Kranke
im normalen Krankenhaus Lüneburg.
Im Januar 1945 bekommt sie einen Preis für ihre gute Arbeit.
Sie arbeitet bis September 1945
im normalen Krankenhaus in Lüneburg.
Da ist der Zweite Weltkrieg
schon seit 4 Monaten vorbei.
Sie kommt für die Kranken-Morde nie vor Gericht.
Nach der Nazi-Zeit fängt sie wieder an zu arbeiten im normalen Krankenhaus in Lüneburg.
Sie wird Oberärztin.
Im Jahr 1951 zieht sie mit ihrer Familie um.
Sie gehen nach Leer.
Sie stirbt im Jahr 1990 in Bad Zwischenahn
bei Oldenburg.
MARGARETE DETHLEFSEN (1917 – 1946)

Auszug aus dem Melderegister von Margarete Dethlefsen, 1944.
StadtALg, EMA-EK, Dethlefsen-Margarete.
Margarete Dethlefsen stammte aus Flensburg und arbeitete seit 1936 als Oberschwester im Krankenhaus Lüneburg. Als sie beauftragt wurde, erkrankten Zwangsarbeiter*innen eine Überdosis Morphium zu verabreichen, folgte sie der Anweisung. Sie ermordete auf diese Weise über 50 Menschen, ohne es zu hinterfragen oder anzuzweifeln. Ende 1946 wurde sie wegen Mordes verurteilt und hingerichtet.
MARGARETE DETHLEFSEN
Margarete Dethlefsen kommt aus Flensburg.
Sie ist Pflegerin.
Sie arbeitet ab dem Jahr 1936
im normalen Krankenhaus in Lüneburg.
In der Nazi-Zeit ermordet Margarete Dethlefsen etwa 50 kranke Zwangsarbeiter.
Sie gibt ihnen zu viel von einem Medikament.
Daran sterben die Kranken.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt sie
vor Gericht.
Sie bekommt die Todes-Strafe.
Sie wird im Jahr 1946 erhängt.
RICHARD HÖLSCHER (1868 – 1949)

Sanitätsrat Richard Hölscher, etwa 1925. Album zum 25-jährigen Jubiläum.
Städtisches Klinikum Lüneburg.
StadtALg PA 42.
Richard Hölscher wurde am 22. August 1868 in Bad Pyrmont geboren. Nach seinem Medizinstudium wurde er Oberarzt in Kiel. Dort heiratete er am 1. September 1900 Rita Christensen. Zweieinhalb Wochen nach der Hochzeit zog das frisch vermählte Paar nach Lüneburg, da Hölscher die Stelle des Ärztlichen Direktors im neu errichteten Krankenhaus antrat. 1902, 1903, 1907 und 1911 wurden seine drei Söhne und eine Tochter geboren.
Im Jahr 1925, anlässlich seines 25-jährigen Dienstjubiläums, stellten die Pflegerinnen ein Album für ihn zusammen. Es ist die einzige Sammlung historischer Fotos, die es zum Krankenhaus Lüneburg gibt. Sie ist Ausdruck der hohen Wertschätzung gegenüber Hölschers Arbeit. 1936 ging er altersbedingt in den Ruhestand. Nach seinem Weggang wurde die medizinische Versorgung im Krankenhaus Lüneburg neu strukturiert. Während Hölscher als Ärztlicher Direktor die Chirurgie und die Innere Medizin noch vereinte, wurden nun zwei Abteilungen geschaffen. Adolf Wilke wurde Leiter der Inneren Medizin und Werner Kalliske wurde Leiter der Chirurgie.
Zwischen 1934 und 1936 war Richard Hölscher an Zwangssterilisationen beteiligt. Da sein Nachfolger Werner Kalliske nach der Geburt des vierten Kindes seine Ehefrau verlor, musste er sein Leben als alleinerziehender Vater von vier Kindern neu regeln und konnte zunächst nicht weiterarbeiten. Hölscher vertrat ihn und kehrte für neun Monate aus dem Ruhestand zurück.
Richard Hölscher starb am 17. August 1949 in Lüneburg.
RICHARD HÖLSCHER
Richard Hölscher ist Arzt.
Er kommt aus Bad Pyrmont.
Er geht nach Kiel um Arzt zu werden.
Dort trifft er eine Frau und heiratet.
Seine Frau heißt Rita.
Richard Hölscher und seine Frau ziehen
2 Wochen nach der Hochzeit nach Lüneburg.
Richard Hölscher wird Chef-Arzt
vom normalen Krankenhaus.
Richard Hölscher ist ein beliebter Arzt.
Im Jahr 1925 ist er 25 Jahre lang Chef-Arzt
in Lüneburg.
Dafür bekommt er ein Foto-Album
als Geschenk.
Dieses Foto ist aus dem Foto-Album.
Auf dem Foto sieht man Richard Hölscher
im Jahr 1925.
In den Jahren 1934 bis 1936 macht
Richard Hölscher bei den Nazis mit.
Er macht bei Zwangs-Sterilisationen mit.
Im Jahr 1936 hört er auf als Arzt zu arbeiten.
Er geht in Rente.
Von Januar 1943 bis August 1945 übernahm Hölscher kriegsbedingt ein weiteres Mal die Leitung der Chirurgie. Werner Kalliske war eingezogen worden. Erst am 6. August 1945 wurde Richard Hölscher für immer außer Dienst gestellt.
Während dieser ganzen Zeit war Richard Hölscher an Zwangssterilisationen beteiligt. Auch die Ermordung von Zwangsarbeiter*innen in der »Ausländerbaracke« seines Krankenhauses muss ihm bekannt gewesen sein, genoss er als ehemaliger Ärztlicher Direktor und Leiter der Chirurgie doch höchstes Vertrauen in der Belegschaft.
Dann fängt der Zweite Weltkrieg an.
Richard Hölscher muss wieder als Arzt arbeiten.
Das macht er bis zum Jahr 1945.
In dieser Zeit macht er wieder
viele Zwangs-Sterilisationen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg geht
Richard Hölscher wieder in Rente.
Er stirbt im Jahr 1949 in Lüneburg.
Es gibt einen Zeitungs-Bericht über
Richard Hölscher zu seinem 80. Geburtstag.
In dem Bericht steht nur Gutes über ihn.
Zum Beispiel:
In der Nazi-Zeit war er ein Held.
Was er schlecht gemacht hat,
steht nicht in dem Bericht.

Zeitungsbericht aus der Lüneburger Landeszeitung vom 22.3.1948, Jg. 3, Nr. 34, S. 3.
StadtALg PA 42.
WERNER KALLISKE (1868 – 1949)

Werner Kalliske, 1936.
StALg PA 286.
Werner Kalliske stammte aus Bornstedt bei Potsdam. Er wurde am 21. Mai 1901 geboren. Er studierte Medizin in Berlin. Danach arbeitete er dort an den Kliniken Westend und Charité. In Lüneburg bewarb er sich ohne Zeugnis. Seine Bewerbung war nur deshalb erfolgreich, weil er bei der SS-Sanitätsstaffel war. Außerdem gab er an, dass Reichsgesundheitsführer Leonardo Conti persönlich Auskunft über ihn geben könne. Er hatte sehr gute Kontakte in die Führungsspitze der Nationalsozialisten.
1936 zog er mit seiner Frau und zwei Kleinkindern von Berlin nach Lüneburg, um die Stelle eines Oberarztes anzutreten. Zunächst kam er für drei Monate bei Richard Hölscher unter. Danach fand er im Wilschenbrucher Weg eine neue Bleibe. Er trat die Stelle des Leitenden Arztes der Chirurgie im Krankenhaus Lüneburg an. Ab dann führte er Hunderte Zwangssterilisationen durch.
1937 und 1939 wurde Kalliske erneut Vater. Seine Frau starb einen Tag nach der Geburt des vierten Kindes. Ab dann musste er sich alleine um die Kinder kümmern. Richard Hölscher übernahm für neun Monate seine Aufgaben, damit Werner Kalliske alles regeln konnte.
1942 heiratete Werner Kalliske ein zweites Mal, Armgard Boll (geb. Freiin von der Goltz). Inzwischen war er Oberarzt eines Reservelazaretts. Durch den Kriegsdienst war er nicht an den Morden an Zwangsarbeiter*innen beteiligt.
Nach Kriegsende geriet er in Kriegsgefangenschaft. Im August 1945 war er erkrankt und stürzte aus einem Fenster des Lazarettbereichs im Lager Brünn. Er starb an den Folgen.
ADOLF WILKE
Adolf Wilke kommt aus Hameln.
Er heiratet im Jahr 1925.
Er ist Arzt in Leipzig und Berlin.
In der Nazi-Zeit kommt er nach Lüneburg.
Er wird Chef vom normalen Krankenhaus.
Im Jahr 1942 richtet er eine extra Kranken-Station für Ostarbeiter ein.
Das sind Zwangs-Arbeiter aus Osteuropa.
Er entscheidet:
Dort werden Menschen
mit Medikamenten ermordet.
Nach dem Krieg wird er verhaftet.
Er kommt in ein Gefangenen-Lager.
Dort wird er krank und stirbt auf der Fahrt
in ein Krankenhaus im Juni 1945.
MAX BRÄUNER (1882 – 1966)
Max Bräuner war ab 1934 an vielen Medizinverbrechen beteiligt. Ab 1934 meldete und begutachtete er Hunderte Erkrankte für Zwangssterilisationen. Als Beisitzer im Erbgesundheitsgericht entschied er über mindestens 380 Zwangssterilisationen. Ab 1940 entschied er, in welchem Umfang erwachsene Erkrankte in verschiedene Tötungsanstalten verlegt wurden. 1941 richtete er in Lüneburg eine »Kinderfachabteilung« und 1944 eine »Ausländersammelstelle« ein.
MAX BRÄUNER
Max Bräuner ist Arzt.
Er ist auch Richter am Sondergericht.
Er macht bei vielen Verbrechen
in der Nazi-Zeit mit:
• Er meldet Kranke zur Zwangs-Sterilisation.
• Er sagt, über 380 Menschen werden unfruchtbar gemacht.
• Er wählt Kranke aus für den Kranken-Mord.
• Er macht eine Kinder-Fachabteilung.
Hier ermordet man Kinder.
• Er macht eine Ausländer-Sammelstelle auf.
Hier ermordet man Kranke aus anderen Ländern.

Foto von Helene Feddersen und Max Bräuner, 1911.
Privatbesitz Gisela Bhatia | ArEGL 90.
Max Bräuner stammte aus Karlsruhe. Er war der Sohn eines Postdirektors und studierte Medizin in München und Göttingen. 1909 kam er als Assistenzarzt an die Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt. Er hatte seine zukünftige Frau Helene Feddersen kennengelernt. 1911 heirateten sie. 1917 wurde der einzige Sohn geboren. 1936 wurde Max Bräuner Ärztlicher Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg.
Max Bräuner kommt aus Karlsruhe.
Sein Vater ist Chef von der Post.
Max Bräuner geht zur Uni in München
und Göttingen.
Im Jahr 1909 kommt er nach Lüneburg.
Er wird Arzt in der Anstalt.
2 Jahre später heiratet er Helene Bräuner.
Sie haben einen Sohn.
Im Jahr 1936 wird Max Bräuner Chef von der Anstalt in Lüneburg.
Auf diesem Foto sind
Max und Helene Bräuner im Jahr 1911.
Sie sind verlobt.

Bild in Holzrahmen. Vorderseite: Foto von Max Bräuner, nach 1945.
Privatbesitz Gisela Bhatia | ArEGL 90.

Rückseite: (links) Foto von Max Bräuner, etwa 1965; (rechts) unbekannt, etwa 1960er-Jahre.
Privatbesitz Gisela Bhatia | ArEGL 90.
Das Porträt im Holzrahmen zeigt Max Bräuner im Alter von etwa 65 Jahren. Es entstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf der Rückseite befinden sich weitere Aufnahmen. Auf dem linken Bild ist er bereits über 80 Jahre alt. Als es entstand, liefen staatsanwaltliche Ermittlungen gegen ihn. 1961 hatte er sich entschieden, seine Beteiligung an der »Euthanasie« zu gestehen. Daraufhin wurden 1949 eingestellte Ermittlungen wieder aufgenommen.
Das ist ein Foto von Max Bräuner.
Auf dem Foto ist er etwa 65 Jahre alt.
Auf der Rückseite von dem Foto sind
noch 2 andere Fotos von Max Bräuner.
Auf diesen Fotos ist er viel älter.
Diese Fotos sind etwa aus dem Jahr 1965.
In dieser Zeit prüft der Staatsanwalt
in Lüneburg:
Was hat Max Bräuner in der Nazi-Zeit gemacht.
Denn Max Bräuner gibt zu:
Ich habe in der Nazi-Zeit Kranke ermordet.
Der Staatsanwalt prüft die Kranken-Morde.