NFC zu H-B-08

EDDA PURWIN (1940 – 1942)

Die Anordnung trägt den Briefkopf des Reichsausschusses. Persönliche Angaben zur Person und zum Ort der Einweisung sind dick gedruckt. Die Anordnung ist mit der Schreibmaschine verfasst und handschriftlich unterzeichnet.

Als Friedrich Daps in der Lüneburger »Kinderfachabteilung« ankam, hatte er schon viel hinter sich. Aus der Pestalozzistiftung in Großburgwedel kam er nach wenigen Tagen in die Anstalt Hannover-Langenhagen, von dort in die Rotenburger Anstalten. Diese Aufnahme ist das einzige erhaltene Bild von ihm. Das Foto entstand vermutlich in den Rotenburger Anstalten. Friedrich Daps stammte aus Isernhagen, sein Vater war Friedhofsgärtner. Es gab die Annahme, er sei taub und stumm.

Das ist ein schwarz-weißes Fotoporträt. Friedrich Daps ist bis zur Brust abgebildet und sitzt auf einem Stuhl mit hölzerner Lehne. Er trägt ein helles Oberteil, kurz geschnittene, blonde Haare und guckt mit leicht geöffnetem Mund in die Kamera.

Friedrich Daps, 1938.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 218.

Es ist ein schwarz-weißes Foto. Es ist unscharf. Dora und Gustav Daps stehen auf einer Grasfläche vor einigen Bäumen. Dahinter ist ein Haus zu sehen. Dora trägt ein langes, hochgeschlossenes schwarzes Kleid. Ihre hellen Haare sind vermutlich grau und im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden. Gustav trägt eine dunkle Hose und einen dunklen Mantel. Seine Haare sind kurzgeschnitten. Dora hat sich bei ihm untergehakt. Beide scheinen ernst in die Kamera zu blicken. Dora lächelt möglicherweise.

Es gibt nur diese wenigen Fotos von Friedrich Daps‘ Familie.

Dora und Gustav Daps (Großeltern), Isernhagen, vor 1914.

Es ist ein schwarz-weißes Foto. Drei junge Männer stehen neben einem großen Findling, der auf einem niedrigen Steinsockel liegt. Einer der Männer streichelt einen Schäferhund, der auf dem Findling sitzt. Die Männer sind fein gekleidet mit Anzug, Hemd und Krawatte. Sie halten ihre Hüte in den Händen und blicken in die Kamera. Im Hintergrund ist ein Haus.

Die Brüder Fritz, Ernst und Willi Daps (Vater) (von links nach rechts), etwa 1930.

Das Foto ist sepiafarben. Ernst Daps Junior ist bis zur Brust zu sehen. Er trägt eine helle Jacke, einen dunklen Pullover und darunter ein Hemd. Seine Haare sind zu einer Tolle frisiert. Er blickt nach links.

Ernst Daps Junior (Cousin), vor 1956.

ArEGL 126.

Es sind vier schwarz-weiße Fotos. Sie sind auf einem Papier aufgeklebt und handschriftlich beschriftet. Auf jedem Foto sind mehrere Personen, Kinder und Erwachsene, zu sehen. Oben links ist eine Spielsituation bei warmem Wetter zu sehen. Daneben die Familie vor dem Weihnachtsbaum. Unten links eine Gruppe Personen jeden Alters aufgereiht zu einem Foto auf einer Treppe. Unten rechts die Familie in einem Schrebergarten.

Auf vier Fotos aus einem Album ist Günter Schulze inmitten seiner Familie zu sehen. Er war ein fröhliches Kind und immer dabei, 1938.

Privatbesitz Ursula (Ulla) Heins | ArEGL 86.

Es ist ein schwarz-weißes Foto. Ulla und Günter Schulze sitzen auf einem Schlitten und wurden von der Seite fotografiert. Ulla hält eine Puppe im Arm. Sie sitzt auf dem Schoß von Günter. Beide gucken zur Kamera.

Seite aus einem Familien-Album, 1938 – 1941.
Foto der Geschwister Ulla und Günter Schulze beim Schlittenfahren, 1940.

Privatbesitz Ursula (Ulla) Heins | ArEGL 87.

Sieben Monate lang verweigerte Günters Mutter die Zahlung der Pflegekosten. Erst nach Zahlungseingang wurden ihr im Oktober 1945 die Kleidungsstücke ihres Sohnes ausgehändigt – über ein Jahr nach Günters Tod. Dafür musste sie nach Lüneburg reisen.

Postkarte des Landkreises Hannover an die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg vom 1.3.1945.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 387.

Christa Jordan und ihre Geschwister Margret und Friedrich im Schnee, Winter 1942.

ArEGL 175-2-6.

Zwei Bilder im Schnee, entstanden im Winter 1942 auf dem Hof der Eltern in Knesebeck. Nur wenige Wochen später wurde Christa Jordan in die »Kinderfachabteilung« Lüneburg aufgenommen und nach drei Monaten Aufenthalt ermordet. Ihr Vater Fritz Jordan hatte vergeblich versucht, sie in die Bodelschwinghschen Anstalten Bethel in Bielefeld einweisen zu lassen. Ihre Aufnahme in Lüneburg hatten die Eltern ausdrücklich abgelehnt.

Fritz Jordan besuchte seine Tochter in Lüneburg, als es ihr gesundheitlich noch nicht schlecht ging. Christas Mutter Anna nahm den Weg nach Lüneburg im Mai 1942 zweimal auf sich. Nach dem ersten Besuch erholte sich Christa offenbar. Da jedoch unverändert »Bildungsunfähigkeit« bescheinigt wurde, kam sie weiterhin für die Ermordung infrage.

Die Urkunde ist vergilbt. Der Vordruck ist mit der Schreibmaschine ausgefüllt. Der Standesbeamte hat handschriftlich unterzeichnet.

Sterbeurkunde von Christa Jordan, 2.6.1942.

ArEGL 175-2.

Die Edelweißblüte ist aus Metall gearbeitet. Sie ist weiß, gelb und schwarz emailliert. Sie hat einen ovalen Anhänger.

Edelweiß-Anhänger, um 1941.

Christian Meins sitzt auf einer Bank in einem Garten. Er trägt einen robust wirkenden Anzug mit Haubenmütze und dunklen Schuhen. Er hält den Kopf leicht schief. Er schaut vergnügt zur Kamera.

Christian Meins, um 1940.

ArEGL 169.

Als im Sommer 1943 viele Kinder starben, behaupteten Willi Baumert und Max Bräuner, das seien alles Bombengeschädigte aus Hamburg. Tatsächlich gab es nur ein einziges Kind, das in diesem Zusammenhang zufällig in die Lüneburger »Kinderfachabteilung« aufgenommen wurde: Christian Meins. Dieser Anhänger in Form einer Edelweiß-Blüte gehörte zu Christians Trachtenjacke. Er trug ihn immer bei sich.

CHRISTIAN MEINS (1939 – 1943)

Die Postkarte ist vergilbt. Auf der Vorderseite ist ein Foto. Christian Meins sitzt im Sand. Er trägt einen großen Sonnenhut und blickt vergnügt zur Seite. Auf der Rückseite steht in Sütterlin der kurze Text über zwei Zeilen: »Wenn du weiter nichts hast, aber wenigstens dein Söhnchen.«

HEINRICH HEROLD (1934 – 1942)

Es ist ein schwarz-weißes Foto. Es ist vergilbt. Heinrich ist ein Baby. Er wird von seiner Großmutter getragen. Beiden stehen vor einem Gartenzaun. Heinrich ist in eine helle Decke gewickelt und trägt eine helle Mütze. Seine Großmutter trägt ein dunkles Kleid und hält ihn fest im Arm. Sie blickt ernst zur Kamera.
Es ist ein schwarz-weißes Foto. Es ist vergilbt. Heinrich sitzt links. Er trägt ein kariertes Hemd. Er lehnt seinen Kopf an die Schulter der Mutter. Sie trägt eine Bluse mit Rüschen am Kragen und eine runde Brille ohne Rand. Irmgard trägt ein dunkles Oberteil und geflochtene Zöpfe mit einer Schleife. Alle drei schauen zur Kamera.

»Der kleine Heini, der war so ruhig, aber den haben sie weggegeben.«

Interview mit Ilse Sievers vom 2.11.2013.

ArEGL.

LUBA GORBATSCHUK (1943 – 1944)

Der Vordruck wurde handschriftlich ausgefüllt. Die Handschrift ist einheitlich. Die vorläufigen Diagnosen sind mit Bleistift geschrieben und mit Fragezeichen versehen.
Die Waage ist aus Metall. Sie ist überall verrostet. Die Waagschale hat weniger Rost. Sie ist weiß emailliert.

Laufgewichts-Tischwaage mit Waagschale, um 1910.

ArEGL 143.

Ab 1944 verhungerten viele Kinder und Jugendliche oder starben an Infektionskrankheiten, die durch Mangelernährung und fehlende Sauberkeit ausgelöst worden waren. Das Hungersterben endete erst im Sommer 1946, weil sich auch nach dem Krieg niemand um eine bessere Verpflegung und Ausstattung bemühte.

Das ist ein schwarz-weißes Foto. Heinz Knorr steht in einem Garten an einem Baumstamm. Er trägt eine kurze Hose mit Trägern. Dazu ein kurzärmeliges Hemd. Er blickt mit ernstem Gesicht zur Kamera.

Heinz Knorr, um 1943.

Privatbesitz Familie Twesten.

Heinz Knorr aus Artlenburg verhungerte viele Monate nach Kriegsende. Er war bei der Räumung seines Dorfes weggelaufen. Seine Eltern hatten ihn vergeblich gesucht und bekamen erst nach seinem Tod die Nachricht, dass er in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg aufgenommen worden war.

In diesem Kinderschuh lernte Rudolf Hagedorn das Laufen. Er gehört zu den wenigen Habseligkeiten, die seine Mutter während der Flucht aus Pommern zur Erinnerung an ihren »kleinen Rudi« retten konnte. Er wurde in einer Schachtel mit wenigen weiteren Erinnerungsstücken aufbewahrt und ist heute neben ein paar wenigen Fotos das Einzige, was Rudolfs Schwester Ingrid noch von ihrem Bruder besitzt. Rudolf verhungerte Ende Juni 1945 in der Lüneburger »Kinderfachabteilung«.

Das ist ein Farbfoto von eine, Kinderschuh. Der Schuh ist aus braunem Leder. Er hat eine Stiefelform. Das Schnürband führt oben zusammen.

Kinderschuh, um 1930.

Privatbesitz Ingrid Hruby | ArEGL 170.

Es ist ein schwarz-weißes Foto von Rudolf auf dem Schoß seiner Mutter. Sie sitzen in einem Garten. Die Mutter trägt ein helles klein gemustertes Kleid. Ihr Sohn trägt eine kurze Latzhose und einen dunklen Pullover. Er hat blonde Locken und guckt sehr fröhlich. Er scheint gerade seine Hände zu bewegen. Seine Mutter trägt eine Brille und blickt lächelnd zur Kamera.

Rudolf Hagedorn auf dem Schoß seiner Mutter Margarete, um 1931.

Privatbesitz Ingrid Hruby.

RUDOLF (RUDI) HAGEDORN (1929 – 1945)

Es ist ein schwarz-weißes Foto von Rudolf auf dem Schoß seiner Mutter. Sie sitzen in einem Garten. Die Mutter trägt ein helles klein gemustertes Kleid. Ihr Sohn trägt eine kurze Latzhose und einen dunklen Pullover. Er hat blonde Locken und guckt sehr fröhlich. Er scheint gerade seine Hände zu bewegen. Seine Mutter trägt eine Brille und blickt lächelnd zur Kamera.
Es ist ein schwarz-weißes Foto. Die Geschwister Rudolf und Ingrid Hagedorn stehen vor einem Haus mit Fensterläden. Rudolf trägt dunkle Kleidung und hält seine Schwester auf dem Arm. Seine Schwester ist etwa ein Jahr alt. Sie trägt ein dunkles Kleid mit hellem Kragen. Beide gucken sehr vergnügt.

Mit der »Wiederherstellung« meinte Max Bräuner Rudis Rückkehr zu seinen alten Kräften. Sechs Tage später, am 27. Juni 1945, verhungerte Rudi in der »Kinderfachabteilung« Lüneburg. Als sich seine Mutter sorgenvoll an die Anstalt wandte, um sich zu erkundigen, wie es ihm gehe, war er schon fünf Tage tot. Sie war nicht benachrichtigt worden.

Die Karten sind etwas vergilbt. Die obere linke Ecke ist abgerissen. Sie sind mit Schreibmaschine beschrieben. Mit blauem Stift sind Notizen zum Kind darauf geschrieben.

Karten von Margarete Hagedorn an die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg vom 2. und 5.7.1945.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 258.