NFC zu D-P-03

POLITISCHES DENKEN

Adolf Hitler (links) auf der Tribüne des MTV-Sportplatzes. Ebenfalls im Bild zu sehen sind der spätere Gauleiter Otto Telschow (rechts) und der spätere Oberbürgermeister Wilhelm Wetzel (links neben Telschow), 20.7.1932.

StadtALg BS 44422.

Elf Tage vor der Reichstagswahl besuchte Adolf Hitler Lüneburg am 20. Juli 1932. Er sprach auf der Tribüne des MTV-Sportplatzes. Die NSDAP wurde bei der Wahl mit 39,9 Prozent stärkste Kraft. Sie lag fast zehn Prozent unter dem Ergebnis des Wahlkreises der Provinz Hannover, jedoch zwei Prozent über dem Reichsdurchschnitt.

Es wurde behauptet, 20.000 Frauen und Männer seien zur Wahlkampfveranstaltung gekommen, um Adolf Hitler zu hören. Das entsprach der damaligen Einwohnerzahl der Stadt Lüneburg. In Wahrheit blieben viele Bänke leer. Möglicherweise wollten zahlreiche Lüneburger den Eintritt für die Veranstaltung nicht bezahlen.

StadtALg BS 29425 r.

Zu sehen ist ein Blatt aus einem Abreißkalender. Es ist schwarzweiß gedruckt und vergilbt. Es ist das Blatt für die letzten drei Tage 26., 27. und 28. Februar. Es zeigt ein Fotoporträt von Gauleiter Otto Telschow. Er trägt eine Uniform und hat seine grauen Haare gescheitelt und streng zurückgekämmt. Er hat ein starkes Kinn und trägt einen kleinen Oberlippenbart. Er lächelt und blickt nach links aus dem Bild heraus.

Abreißkalender, Februarblatt mit Otto Telschow, 1938.

USHMM.

Durch das Hamburger Großraumgesetz wurde Harburg 1937 der Stadt Hamburg angegliedert. Die Verwaltung des Gaus Ost-Hannover zog nach Lüneburg. Gauleiter Otto Telschow hatte am 27. Februar Geburtstag, deswegen ist sein Porträt das Februarblatt eines Abreißkalenders, den die Partei einmalig 1938 für das Jahr 1939 herausgab. Auf den anderen Blättern waren unter anderem Heinrich Himmler (Kalenderblatt Oktober) und Adolf Hitler (Kalenderblatt April) abgebildet.

OTTO TELSCHOW (1876 – 1945)

Es ist ein schwarz-weißes Foto von vier Männern in Uniform mit hohen Lederstiefeln und einem breiten Gürtel um die Bäuche. Sie tragen eine Uniformmütze und sie bekleiden verschiedene Orden. Der vorderste, stark gewichtige Mann ist Otto Telschow. Er, und der Mann hinter ihm haben die Hände verschränkt auf dem Rücken. einer trägt Handschuhe. Sie stehen vor der Fassade des Lüneburger Rathauses. Das Bild zeigt sie von der Seite. Am unteren Bildrand sind Tannenzweige.
Es ist eine schwarz-weiße Postkarte mit einem weißumrandeten Foto von der Otto-Telschow-Straße in Zeven. Die Straße ist auf der einen Seite mit hohen Bäumen gesäumt. Auf der anderen Seite sind zweigeschossige  Fachwerkhäuser. An der Seite steht gedruckt: Luftkurort Zeven (Hann.). Otto-Telschow-Strasse.
Es ist ein vergilbtes Blatt Papier mit einem maschinengetippten Brief an das Standesamt beim Oberbürgermeister der Stadt Lüneburg. Der Brief enthält zwei kurze Absätze zu den Toten 1.) Heinrich Himmler und 2.) Otto Telschow, die sich beide suizidiert haben. Heinrich Himmler sei einer Blausäure-Vergiftung erlegen, Otto Telschow habe sich die Pulsadern geöffnet und ebenfalls Gift eingenommen. Es ist eine Übersetzung vom Englischen ins Deutsche und unterzeichnet von Oberstleutnant Harper. Der Brief enthält Hinweise zur Übersetzung und einen Stempel zur Registratur militärischer Angelegenheiten.
Es ist ein schwarz-weiß Foto, weiß umrandet. Das Foto zeigt die barocke Fassade des Lüneburger Rathauses. Zwei große Banner mit Hakenkreuzen hängen an der Fassade. Auf großen Transparenten in der Mitte der Fassade sowie oben am Glockenturm des Rathauses steht die Losung »Am 10. April. JA!« und »Ja dem Führer.«. Die Rathausuhr zeigt ein Uhr Mittag an. Vor dem Rathaus parkt ein schwarzes Auto. An mehreren Fahnenmasten vor dem Rathaus hängen Hakenkreuzfahnen. Der Marktplatz vor dem Rathaus ist menschenleer. Im Hintergrund ist das heutige Amtsgericht zu sehen, das ebenfalls mit Hakenkreuzbannern und Girlanden geschmückt ist.

Rathaus Lüneburg, 1938.

StadtALg BS 4085.

Zur Reichstagswahl am 10. April 1938 trat die NSDAP als einzige Partei an. Das Lüneburger Rathaus Am Markt wurde Großwerbefläche. Mit der Wahl wurde eine nachträgliche Volksabstimmung über die Vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich durchgeführt.

Es ist ein Farbfoto von der Großen Bäckerstraße in Lüneburg. Rechts im Bild ist die Ratsapotheke erkennbar, gegenüberliegend ein Sanitätshaus. In der Mitte verläuft in Kopfsteinpflasterung eine Fahrbahn. Auf jeder Straßenseite gibt es einen schmalen Gehweg, die Straße ist gesäumt von Geschäften. Die Gehwege sind mit Menschen belebt. Auf der Straße parkt ein schwarzes Auto. Zwei Männer stehen halb auf der Straße, einer raucht. Die Straße ist mit Girlanden und Wimpel geschmückt. Überall an den Häuserfassaden hängen große Hakenkreuzfahnen.

Die Hitlerjugend und der Bund Deutscher Mädel waren Organisationen der NSDAP. Es gab Freizeitangebote für gesunde und angepasste Kinder und Jugendliche. Es wurden Uniformen getragen, Lieder gesungen, Gemeinschaft und Traditionen gepflegt. Daneben lernten Mädchen und Jungen zu kämpfen und in der Natur zu überleben.

Es ist ein schwarz-weißes Foto. Es zeigt den Schulhof der Wilhelm-Raabe-Schule. Es ist Sommer. Auf dem Hof vor der Gebäudefassade stehen drei große weiße Zelte. Vor jedem Zelt stehen zwei Mädchen. Es sind Fahnen aufgestellt. Auf dem Hof sitzt in einer langen Reihe eine große Gruppe Mädchen. Sie tragen eine Mädchenuniform: ein weißes, kurzärmeliges Hemd, ein weißer Rock und ein dunkles Tuch. Nur wenige Mädchen tragen statt Uniform ein Sommerkleid. Im Vordergrund stehen drei junge Frauen. Sie schreiten die Gruppe ab und tragen ebenfalls eine Uniform. Dazu gehören ein dunkler Rock, ein weißes kurzärmeliges Hemd und ein dunkles Tuch.

Veranstaltung uniformierter Mädchen auf dem Schulhof der Wilhelm-Raabe-Schule. Landjahrtreffen BDM, nach 1938.

StadtALg BS 47906 r.

AUFWERTEN UND ABWERTEN

Es ist ein Plakat mit einer Illustration. Es ist ein Baumstamm mit Wurzeln und der Andeutung einer Baumkrone. Die Wurzeln des Baumes sind beschriftet mit verschiedenen Wissenschaften, wie zum Beispiel Biologie, Geschichte, Psychologie. Über der Baumkrone ist ein Banner auf dem »Eugenics« steht. Um den Baum herum steht in Englisch die Losung »Eugenics is the self direction of human evolution«. Es folgt die Beschreibung des Kongresses mit den Unterschriften der Organisatoren.

AWM, Canavan, Myrtelle M. papers, 1898-1945. GA 10.20.

Die wissenschaftliche Basis für das Denken der Nationalsozialisten bildete die Eugenik. Die Eugenik verfolgte das Ziel, als »Superwissenschaft« die Evolution des Menschen positiv zu beeinflussen, indem Krankheiten und Behinderungen überwunden sowie menschliche Fähigkeiten und Leistungen gesteigert würden. Dies fand international Anerkennung, insbesondere in den USA.

Verschiedene Fachrichtungen flossen in die Eugenik ein. Dies versinnbildlicht das Logo des Zweiten Internationalen Eugenik-Kongresses. Urkunde unterzeichnet von Henry Fairfield Osborn und Harry Hamilton Laughlin, September 1921.

Es ist ein schwarz-weißes Foto. Es zeigt eine Turnerin am Stufenbarren. Sie trägt einen hellen, ärmellosen Turnanzug mit einer kurzen Hose. Sie hat einen Kurzhaarschnitt (»Bubikopf«). Die Frau turnt einen Handstand auf dem Gerät mit großer Körperspannung und gestreckten Füßen. Ihr Körper ist athletisch und anmutig.
Es ist ein schwarz-weißes Foto. Es zeigt einen Sportplatz. Er ist gefüllt mit hunderten Männern, die in Reih und Glied identische Leibesübungen machen. Sie dehnen ihre Beine. In gebeugter Haltung sind beide Arme auf dem Boden. Zwischen den Händen steht das linke Bein. Das rechte Bein ist nach hinten ausgestreckt. Fast alle Männer tragen weiße kurze Hosen und weiße ärmellose Hemden. Am Bildrand sind Zuschauer erkennbar. Es gibt acht Fahnenmasten, an einem weht die Hakenkreuzfahne.

Freiübungen auf dem Sportplatz beim ersten Kreisturnfest in Winsen am 1.7.1934.

StadtALg, BS, XX-MTV-Treubund-1024.

Im Zentrum des nationalsozialistischen Denkens stand das
Schaffen eines »gesunden, reinrassigen Volkskörpers«. Im Zuge der Turnbewegung nach 1850 entstand bereits ein Bewusstsein für die Pflege des gesunden Körpers durch Sport. Im Nationalsozialismus wurde die Gesundheitspflege zum Körperkult mit dem Ziel, die »arische Rasse« zu stärken.

Es ist eine schwarz-weißes Plakat einer Zeichnung mit statistischem Anschein. Sie ist überschrieben mit »Die Gefahr der stärkeren Vermehrung der Minderwertigen«. Abgebildet sind zwei Familien. Links im Bild ist eine Familie bestehend aus Eltern mit zwei Kindern. Sie wirken gesund und kräftig, gutbürgerlich. Rechts im Bild ist eine zweite Familie abgebildet. Sie besteht aus Eltern mit vier Kindern. Diese Familie wirkt krank und ärmlich. Unter beiden Familien sind Stammbäume. Bei der linken Familie gibt es in jeder Generation durchgängig immer nur zwei Babys. Es steht geschrieben, jedes Ehepaar bekäme nur zwei Kinder. Es müssten vier Kinder gezeichnet sein, aber es sind nur zwei eingezeichnet. Die Kinderzahl bei der rechten Familie wird hingegen von Generation zu Generation proportional größer. Alle der angeblich erbkranken Familie zugehörigen Kinder sind mit krummen Beinen gezeichnet. Unter der Zeichnung steht: Ohne Berücksichtigung der Ausfälle durch Tod, Ehelosigkeit, Kinderlosigkeit und so weiter.

»Die Gefahr der stärkeren Vermehrung der Minderwertigen« aus »Volk und Rasse«, Oktober 1936.

Bayerische Staatsbibliothek München | Bildarchiv.

Dies ist ein Ausstellungsbild des »Reichsnährstandes«. Es soll belegen, dass gesunde Deutsche aussterben. Die Rechnung ist aber falsch.

Für Pflegebedürftige Geld auszugeben, wurde als »unsozial« bewertet. Die Betroffenen wurden als »nutzlose Schmarotzer« abgewertet.

Plakat für die Monatshefte »Neues Volk« des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP für die Propagierung von Eugenik und »Euthanasie«. Deutsches Reich, um 1937.

bpk | Deutsches Historisches Museum | Arne Psille.

Es ist ein Plakat in gelben und roten Tönen. Es ist ein Siebdruck. In der Mitte ist ein aufrecht stehender, kraftvoll wirkender Jungbauer beim Säen von Körnern. Vor dem gelben Hintergrund scheint er zu strahlen. Über und unter ihm ist die Schrift zu lesen: »Only healthy seeds must be sown. Check the seeds of Hereditary disease an anfitness by eugnenics.«

Plakat der Eugenics Society, Haywood Norfolk, Großbritannien, um 1935.

Galton Institute/Archiv der Eugenics Society, Wellcome Institute Library.

Auch in anderen Ländern der Welt gab es Propaganda für Eugenik. Das zeigt das Beispiel aus Großbritannien.

»Es darf nur gesundes Saatgut ausgesät werden«.

Die Postkarte wirbt dafür, Ehen nur mit eugenisch einwandfreien Partnern zu schließen. Eugenik-Zertifikat. USA, um 1924.

Es ist ein gezeichnetes Zertifikat mit Siegel. Neben einem kurzem Text, zeigt das Zertifikat ist in einem kreisförmigen Emblem eine selig wirkende Braut mit Schleier und Hochzeitskleid sowie einen glücklichen Bräutigam in Anzug und weißem Hemd mit Fliege. Unter dem Emblem steht: »The Eugenic Ideal«. Darunter ist ein rotes Siegel gezeichnet. Im »Eugenic Certificate« wird bescheinigt: »This guarantees that I have examined the sender of this card and find a perfect physical and mental Balance and unusually strong Eugenic love possibilities, well fitted to promote the happiness and future welfare of the race.«

Robert Bogdan Collection. Medical Historical Library, Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library, Yale University.

Es ist ein gezeichnetes, schwarz-weißes Plakat. In der Mitte stehen ein Mann und eine Frau. Die Frau blickt auf ein Baby hinab, das sie in ihren Armen hält. Der Mann steht hinter den beiden. Sein Oberkörper ist unbekleidet und sieht kraftvoll aus. Seine Arme sind rechts und links neben der Frau nach vorne ausgestreckt. Er hält einen großen, etwa hüfthohen Schutzschild fest. Auf dem Schild steht: »Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14.7.33«. Hinter den drei Personen ist das Deutsche Reich in seinen damaligen Grenzen zu sehen. Links neben ihnen sind die Nationalflaggen der USA, Dänemarks, Norwegens, Schwedens und Finnlands mit verschiedenen Jahreszahlen darunter. Darüber steht: »In diesen Ländern bestehen ähnliche Gesetze«. Unter den Personen sind die Nationalflaggen Ungarns, Englands, der Schweiz, Polens, Litauens, Lettlands und Japans zu sehen. Neben ihnen steht: »Folgende Länder erwägen ähnlichen Schutz.« Ganz oben auf dem Plakat steht in großer Schrift: »Wir stehen nicht allein«.

Plakat für die Monatshefte »Neues Volk« des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP für die Propagierung von Eugenik und »Euthanasie«. Deutsches Reich, um 1936.

Staatsbibliothek zu Berlin.

In vielen Ländern galten »rassenhygienische« Gesetze. Weitere Länder dachten darüber nach. Beides wurde von den Nationalsozialisten für ihre Propaganda genutzt.

In Deutschland wurden ab 1933 Ausstellungen und Filme gemacht, die davon überzeugen sollten, dass Menschen mit Beeinträchtigungen und Erkrankte wertlos seien. Im Krieg wurde auch die Tötung von Menschen mit Beeinträchtigungen in Filmen behandelt.

Die Nazis wollen,
dass alle Menschen denken:
Menschen mit Behinderung und
mit Krankheiten sind wertlos.
Darum machen die Nazis
Filme und Ausstellungen.
In den Filmen geht es auch um den Mord
an diesen Menschen.
Alle Menschen sollen das richtig finden.

Es ist eine Papierseite mit schwarzer Schreibmaschinenschrift. Sie Seite ist am Rand gelocht und eng beschrieben. Die Absätze sind durchnummeriert. In der Seitenmitte beginnt ein neues Drehbuchkapitel mit dem Titel »Die Erlösung«. Es folgt die Beschreibung des Verfahrens des Krankenmordes. Unter 9. steht »Baderaum«, gemeint ist die Gaskammer. Unten rechts steht in Maschinenschrift getippt Herman Schweninger und das Datum 25.10.1942. Über dem Datum steht die gestempelte Nummer 127350.

Seite aus dem Drehbuch »Dasein ohne Leben« vom 25.10.1942.

BArch R 96 I-8 Blatt 45.

Für den Dokumentarfilm »Dasein ohne Leben« (1942) von Hermann Schweninger sieht das Drehbuch vor, in der Szene »Die Erlösung« eine Vergasung von Menschen mit Beeinträchtigungen zu zeigen. Die Szene mit der Ermordung von Menschen durch Gas wurde tatsächlich in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein gedreht.

Der Spielfilm »Ich klage an« kam 1941 in die Kinos. Viele sahen ihn. Vorlage für den Film war der Roman »Sendung und Gewissen« (1936) von Hellmuth Unger, der später die »Kinder-Euthanasie« plante und vorbereitete.

Es ist ein handgezeichnetes, coloriertes Filmplakat. Im Vordergrund ist ein ernst blickender Mann in gesetztem Alter im dunklen Anzug abgebildet. Über seinem Oberkörper ist in roter Schrift der Filmtitel »Ich klage an« zu lesen. Im Bildhintergrund sind in blassen Farben ein Arzt im weißen Kittel mit Hitlerbärtchen und eine erkrankte Frau in einem Bett liegend zu sehen. Der Arzt beugt sich zur Frau vor, beide sehen einander ernst an.

Kinoplakat »Ich klage an«, 1941.

Deutsches Filminstitut & Filmmuseum.

Es ist ein Taschenbuch. Der Paperback-Umschlag ist braun-weiß gehalten. Unter dem Namen des Autors ist ein brauner Farbblock, in dem in drei verschiedenen Schriftarten der Buchtitel »Sendung und Gewissen Roman« zu lesen ist. Unter dem braunen Block ist in brauner Schrift auf weißem Grund zu lesen: »Das Werk eines Dichters von auserlesener Zartheit und tiefer Naturverbundenheit. Zugleich eine Fanfare für ein brennendes Zeitproblem: ob der Arzt aus Berufung das Recht haben darf, einen hoffnungslos Leidenden durch den Gnadentod zu erlösen.« Das Buch ist abgegriffen.

Hellmuth Unger: Sendung und Gewissen. Oldenburg 1936.

ArEGL 183.

Der 1936 veröffentlichte Roman »Sendung und Gewissen« von Hellmuth Unger war Grundlage für den Propagandafilm »Ich klage an«.

Es ist ein Büchlein. Es ähnelt einem Schreibheft in DIN A5-Format. Auf dunkelblauem Einband ist mittig ein Etikett mit dem Buchtitel »Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens. Ihr Maß und ihre Form« in Frakturschrift. Die Worte »Freigabe zur Vernichtung lebensunwerten Lebens« sind durch vergrößerte Schrifttypen hervorgehoben. Auf dem Etikett stehen zudem die Namen der beiden Verfasser einschließlich ihrer akademischen Titel, mit dem Hinweis, dass es sich um Professoren handelt.
Es ist ein schwarz-weißes Fotoportrait des mittelalten Alfred Hoche. Er trägt zurückgekämmte Haare, einen gewellten Bart und blickt in die Kamera. Unter einem Jackett aus grobem Stoff ist eine Weste mit kleinem Muster sowie ein helles Hemd erkennbar. Der Kopf ist leicht nach rechts geneigt, der Blick ist ruhig und freundlich.

Alfred Hoche, um 1935.

Aus: Die Medizin der Gegenwart in Selbstdarstellungen, Leipzig, 1923.

Es ist ein schwarz-weißes Fotoportrait des ergrauten Karl Binding von der Seite. Er trägt die Haare zurückgekämmt, einen gestutzten Vollbart und blickt seitlich weg. Neben einem dunklen Jackett trägt er ein helles Hemd mit Weste und einer großen dunklen Schleife.

Karl Binding, um 1909.

Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM), ISG FFM S7P Nr. 1245, Fotograf Georg Brakesch.

ALFRED HOCHE (1865 – 1943)

Es ist ein schwarz-weißes Fotoportrait des mittelalten Alfred Hoche. Er trägt zurückgekämmte Haare, einen gewellten Bart und blickt in die Kamera. Unter einem Jackett aus grobem Stoff ist eine Weste mit kleinem Muster sowie ein helles Hemd erkennbar. Der Kopf ist leicht nach rechts geneigt, der Blick ist ruhig und freundlich.

KARL BINDING (1841 – 1920)

Es ist ein schwarz-weißes Fotoportrait des ergrauten Karl Binding von der Seite. Er trägt die Haare zurückgekämmt, einen gestutzten Vollbart und blickt seitlich weg. Neben einem dunklen Jackett trägt er ein helles Hemd mit Weste und einer großen dunklen Schleife.
Es ist ein schwarz-weißes Gruppenfoto. Insgesamt 31 Personen stehen auf einer Veranda vor einem Krankenpavillon. Sie blicken in die Kamera. Es sind Pfleger und Pflegerinnen sowie erkrankte Soldaten. Auch eine Nonne und Otto Snell sind unter ihnen. Die Pfleger tragen ihre Uniform mit Mütze und langer, eng geknöpfter Jacke. Die Erkrankten tragen helle Anstaltskleidung und tragen ihr Barrett.

Otto Snell (2. Reihe, 3. von links) umringt von Pflegekräften und Erkrankten des Lazaretts in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Postkarte, um 1917.

ArEGL 156-5.

Das Denken von Karl Binding und Alfred Hoche war durch den Ersten Weltkrieg geprägt. Wegen der kriegsbedingten Mangelversorgung, lag die Sterberate in der Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt in den Jahren 1916 und 1918 bei 17 Prozent. Im Hungerwinter 1917 starb fast jeder vierte Erkrankte. Die Belegung ging bis 1918 auf etwa 700 Erkrankte zurück. Viele Gebäude wurden daraufhin von Beschäftigten bewohnt oder als Lazarett für Kriegsverletzte genutzt.

Es ist ein mit Schreibmaschine verfasstes Schreiben auf einem Briefbogen des Landeshauptmann der Provinz Hannover. Oben links ist das Wappen des Landeshauptmanns. Im Schreiben steht, dass Landesrat Zacharias die Anstalt besuchen wird, um für die Beschäftigten der Provinzialämter eine Schulung zum Thema »Revolution und Evolution« abzuhalten. Die Anstalt solle dafür einen geeigneten Raum bereitstellen. Der Brief wurde mit einem Siegelstempel versehen und der Eingang des Schreibens am 5. Januar 1934 abgestempelt. Am unteren Rand befinden sich handschriftliche Notizen mit Hinweisen zur Weiterverteilung des Schreibens. Im Text wurden handschriftlich eckige Klammern gesetzt. Sie markieren die zentralen Informationen.

Wie sehr sich das Denken in nur wenigen Jahren änderte, kann anhand einer Gegenüberstellung verschiedener Buchauflagen ein und desselben Verfassers gezeigt werden.

Hier zeigen wir 2 Bücher
von der gleichen Person.
Die Person hat die Bücher
in verschiedenen Jahren geschrieben.
Die Bücher haben den gleichen Titel.
Aber die Bücher sind sehr verschieden.
Sie sollen zeigen,
wie eine Person in kurzer Zeit ihre Meinung ändert.

In den Vitrinen liegen die originalen Buchausgaben von 1916, 1937 und von 1949. Sie sind in festem Einband. Sie liegen aufgeschlagen. Es sind die Inhaltsverzeichnisse zu sehen. Die Schrift ist Fraktur. Die Inhaltsverzeichnisse können verglichen werden. In dem Buch von 1916 fehlt ein Kapitel zur Rassenhygiene und Eugenik. Im Buch von 1937 ist im Inhaltsverzeichnis nachzulesen, dass dieser Ausgabe hierzu ein eigenes Kapitel hinzugefügt wurde. In der Ausgabe von 1949 ist das Kapitel noch vorhanden, jedoch gekürzt.

»Lehrbuch der Psychiatrie« von Eugen Bleuler (1916).

1916 gab es keine Hinweise auf »Erb- und Rassenhygiene« im Standardwerk zur psychiatrischen Versorgung von Eugen Bleuler. 1937 widmete er der »Erb- und Rassenhygiene« ein ganzes Kapitel. In der Auflage, die sein Sohn 1949 herausgab, blieb das Kapitel erhalten, wenn auch verkürzt. Im Vorwort erläuterte er, dass nicht alles an der »Erb- und Rassenhygiene« falsch sei. Das Fach war auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch viele Jahre vom Denken der Nationalsozialisten geprägt.

»Lehrbuch der Psychiatrie« von Eugen Bleuler (1937).

»Lehrbuch der Psychiatrie« von Eugen Bleuler, überarbeitet von Manfred Bleuler (1949).

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