NFC zu H-P-06

OPFER AUS DER GANZEN WELT

map by wpmapplugins AF DZ AO AR AU BY BO BW BR CA CF TD CN CO CD EG ET FI FR DE GL IS IN ID IR IQ IT CI JP KZ KN LY MG MY ML MR MX MN MA MZ MM NA NZ NE NG NO PK PE PH PL RO RU SA SO ZA SS ES SD SE TZ TH TR TM UA GB US UZ VE YE ZM ZW AL AM AT AZ BS BH BD BE BZ BJ BT BA BG BF BI KH CM CL CG CR HR CU CY CZ DK DJ DO EC SV GQ ER EE SZ GF GA GE GH GR GT GN GW GY HT HN HU IE IL JM JO KW KG LA LV LB LS LR LT LU MW MD ME NP NL NI KN MK OM PA PG PY PT QA RW SN RS SL SG SK SI KR LK SR CH SY TW TJ GM TL TG TN UG AE UY VN

Diese Weltkarte zeigt, woher die internationalen Opfer der Lüneburger Krankenmorde kamen.

ERKRANKTE AUS DEM AUSLAND

Das Merkblatt ist vergilbt. Es ist mit der Schreibmaschine geschrieben. Die verschiedenen Gruppen ausländischer Arbeitskräfte werden in erster Linie gemäß ihrer angeblichen ethnischen Zugehörigkeit sortiert aufgezählt.
Es ist ein Schwarz-Weiß-Foto. Es ist von oben aufgenommen. Es ist leicht verschwommen. Es sind dreistöckige Backsteinhäuser. Die oberen Etagen sind verputzt. Um die Häuser herum sind die Gartenanlagen sichtbar.
Der Erlass ist eng mit Schreibmaschine geschrieben. Die Seite ist leicht vergilbt und abgegriffen.

Auszug aus dem Runderlass des Reichsministers des Innern vom 6.9.1944.

BArch R 1501/3768.

Wenn Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter länger als sechs Wochen erkrankt und nicht arbeitsfähig waren, wurden sie ab Mai 1944 nicht mehr in ihr Herkunftsland zurückgeschickt. Man verlegte sie stattdessen in die jeweils zuständige »Ausländersammelstelle«. Zwei bis drei Tage nach ihrer Ankunft wurden sie mit einem Sammeltransport außerhalb des Deutschen Reiches verlegt und dort ermordet. Es wurden insgesamt elf Anstalten ausgewählt, die bereits Erfahrungen auf dem Gebiet des Krankenmordes hatten.

Die »Ausländersammelstelle« Lüneburg war offiziell nur für Niedersachsen und Bremen zuständig, tatsächlich kamen sie aus ganz Norddeutschland.

Der Erlass ist auf dem Briefpapier des Reichsministers des Innern geschrieben. Das Papier ist vergilbt. Der Erlass ist mit der Schreibmaschine geschrieben.

Auszug aus dem Runderlass des Reichsministers des Innern vom 17.2.1945.

BArch R 1501/3768.

Im Aufnahmebuch der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg gibt es nur unvollständige Einträge über Sammelverlegungen von Erkrankten ausländischer Herkunft in die Lüneburger »Ausländersammelstelle«. Viele der nach Lüneburg überstellten Zwangsarbeiter*innen wurden nie offiziell gemeldet.

Aus diesen Heil- und Pflegeanstalten gab es Verlegungen in die »Ausländersammelstelle«:

Bremen
Göttingen
Gütersloh
Haina
Hamburg-Langenhorn
Hannover-Langenhagen
Hildesheim
Königslutter
Merxhausen
Osnabrück
Schleswig-Stadtfeld
Wehnen

Einzelne Erkrankte kamen auch direkt aus ihren Einsatzorten nach Lüneburg.

Die Erkrankten wurden auch in den Büchern der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg nicht erfasst und tauchen nur beiläufig in Unterlagen auf, zum Beispiel als »10 Russen«. Die Angaben in den Aufnahmebüchern sind demnach unvollständig.

Es ist ein Schwarz-Weiß-Bild. Es ist vergilbt. Es zeigt den Blick auf das Gebäude zu. Der Weg ist von Bäumen gesäumt. Das Gebäude ist ein dunkles Backsteingebäude mit hellen Sprossenfenstern. Es hat drei Stockwerke. Auf dem Dach steht ein spitzer Glockenturm.

Amtsarzt Kaltenpoth, z. n.: Harms, Ingo: »Wat mööt wi hier smachten ». Hungertod und »Euthanasie« in der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen 1936 – 1945, Oldenburg 2008, S. 266.

StAO 136/16141, Bl. 18.

Der Wasserturm ist aus Backstein und oben mit Fachwerk gestaltet. Er hat vier Etagen. Er ist viereckig und hat ein flaches Walmdach. Darum herum stehen andere Backsteingebäude. Der Turm überragt die umgebenden Gebäude. Vor dem Turm steht ein einzelner Baum.

Heil- und Pflegeanstalt Wehnen, Wasserturm 1934.

Gedenkkreis Wehnen e. V.

Die Ärztliche Beurteilung ist ein Vordruck. Der Vordruck ist mit der Hand ausgefüllt. Das Papier ist vergilbt.

Erste Seite aus dem Vordruck für die Bewertung der Arbeitsfähigkeit des Zwangsarbeiters Kusima Teslenko, ausgefüllt vom Lagerarzt in Hitzacker, 1.5.1944.

StadtALg, PSLG-S, 100.

Je nach Herkunft und behandelndem Arzt unterscheiden sich die Bewertungen der Erkrankten. Gustav Marx machte ausführliche Einträge, ordnete auch lebenserhaltende Maßnahmen an und beobachtete das Körpergewicht. Rudolf Redepenning war die Begutachtung auf »Arbeits-« oder »Einsatzfähigkeit« für die Krankenkasse und das Arbeitsamt wichtig. Dafür wurde dieser Vordruck genutzt, in dem eine Entlassung nicht vorgesehen war.

Es fällt auf, dass in den erhaltenen Akten ausländischer Erkrankter nahezu ausnahmslos Bemühungen fehlen, ihre Familien zu informieren. Nur in seltenen Fällen gibt es Korrespondenz mit Angehörigen. Oft wissen diese bis heute nicht, dass ihr Familienmitglied in der Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt aufgenommen worden war und dort gewaltsam gestorben ist.

Es kam vor, dass Lagerärzte Zwangsarbeiter*innen direkt in die »Ausländersammelstelle« einwiesen. Im Fall des 17-jährigen Tadeusz Cebula war damit der Versuch verbunden, sein Leben zu retten. Der Arzt des Zwangsarbeiterlagers der Rheinmetall-Borsig-Werke in Unterlüß konnte nicht wissen, dass dies Tadeusz Cebulas Tod bedeutete. Auch die ukrainische Zwangsarbeiterin Katharina Kunka, die zusammen mit ihm nach Lüneburg gebracht wurde, starb.

Der vorgedruckte Rezeptzettel ist handschriftlich ausgefüllt. Mit blauer Tinte. Die Handschrift ist schwungvoll.

Ärztliche Einweisung des Betriebsarztes Hartung auf einem Rezeptblock-Zettel vom 18.1.1945.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 2004/085 Nr. 01701.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 2004/085 Nr. 01701.

Die Urkunde ist auf gelbes Papier gedruckt. Sie ist mit der Schreibmaschine ausgefüllt und unterschrieben.

Sterbeurkunde von Franciszek Wajsen, 24.4.1945.

Arolsen Archives.

Viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sind nur durch ihre Todesanzeigen zu identifizieren, denn die Tode wurden immer beurkundet. Oft schrieben die Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter aber die Namen der Toten nicht richtig. Für den Zwangsarbeiter Franciszek Wajsen finden sich in den noch erhaltenen Unterlagen diese verschiedenen Schreibweisen seines Namens:

Franz Weisen
Franzischuk Weisen
Franzischek Weisen
Franz Waisen
Franz Wajsen
Franzizek Waysen
Francziszek Waysen
Franciszek-Józef Wajsen
Franciszek Józef Wajsen

Nur die letzte Form ist richtig. In seiner Sterbeurkunde und auf seinem Grabstein ist sein Name falsch geschrieben. Mit der Begründung, er sei »Ausländer«, unternahm man keinen Versuch, seine Geburtsurkunde zu beschaffen.

Es ist ein vergilbter Brief. Er ist mit der Schreibmaschine getippt. Absender ist die "T4"-Zentrale in Berlin. In der Mitte ist ein Stempelabdruck mit dem Hinweis, dass sämtliche Post zu den Zwangsarbeiter*innen nach Linz weiterzuleiten ist, weil sich die Verrechnungsstelle inzwischen dort befindet.

Schreiben der Zentralverrechnungsstelle an die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg vom 16. Juni 1944.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 8/2.

Es ist eine Schwarz-Weiß-Zeichnung. Es ist ein ovales Medaillon. Juchim Schnal guckt ernst nach vorne. Er trägt einen dunklen Anzug mit gemustertem Hemd. Seine Haare sind dunkel und kurz geschnitten.

Porträt von Juchim Schnal, vor 1944.

Privatbesitz Oksana Fischer.

Die Zwangsarbeiter Juchim Schnal und Franciszek Wajsen gehören zu den wenigen Opfern der »Ausländersammelstelle«, deren Familien nach vielen Jahrzehnten von ihrem Schicksal erfuhren. Beide wurden von Rudolf Redepenning unter- und mangelversorgt. Er tat nichts, um ihr Leben zu retten. Seine Notizen in Juchim Schnals Krankengeschichte drücken aus, wie sehr er die aus dem Arbeitslager kommenden, entkräfteten Zwangsarbeiter abwertete und verachtete.

Die Todesanzeige ist ein Vordruck. Das Papier ist leicht vergilbt. Es ist mit der Schreibmaschine ausgefüllt. Auf der Rückseite ist ein längerer Vermerk mit Schreibmaschine geschrieben. Die Todesanzeige ist handschriftlich unterzeichnet.

Todesanzeige von Adam Rabschick, 24.1.1942.

StadtALg, PSLG-S, 87.

Es ist ein Schwarz-Weiß-Bild. Es ist sehr vergilbt und ausgeblichen. Er ist ein älterer Mann mit robuster dunkler Jacke. Er trägt einen Schnauzbart und kurze Haare. Er guckt zur Kamera.

Adam Rabschick, etwa 1930.

NLA Hannover Nds. 330 Lüneburg Acc. 2004/134 Nr. 00513.

Jeder tote Mensch erhielt eine Todesanzeige. Zu jeder Frage auf der linken Blattseite gab es eine Antwort auf der rechten Blattseite. Bei den Toten mit ausländischer Herkunft blieben viele Zeilen leer. Oft war nicht einmal ihr Geburtsdatum bekannt.

Da der oder die Tote aus dem Ausland kam, behauptete man einfach, mehr Informationen seien nicht zu beschaffen gewesen. Außerdem hieß es, die Person habe keine Angehörigen. Oft wurden einzelne Angaben auch geraten, zum Beispiel das Herkunftsland oder die Religion. Viele Angaben auf den Todesanzeigen sind deshalb nicht richtig.

Da es häufig keine Krankenakte gibt, sind die wenigen und oft falschen Angaben auf den Todesanzeigen oft die einzigen Informationen über die jeweiligen Personen. Bei Adam Rabschick ist das anders.

Der Vermerk ist mit der Schreibmaschine geschrieben. Die Seite ist eng beschrieben. Das Papier ist am Rand sehr abgenutzt und eingerissen.

Vertraulicher Vermerk vom 25.9.1948.

NLA Hannover Nds. 171 Lüneburg Nr. 29889.

Rudolf Redepenning hielt die Verlegungen und Tode von Erkrankten schriftlich fest. Seine Auflistung ist unvollständig. Es fehlen die Verlegungen im Juni und November 1944. Für seine Zahlen gibt es auch keine Nachweise. Da es aber die einzige zahlenmäßige Erfassung ist, floss sie in spätere staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren ein. Bei allen strafrechtlichen Ermittlungen wurde die Verlegung von »Ausländern« nie hinterfragt oder weiterverfolgt.

Am 8. Juni 1944 kam Jadwiga Krulikowski aus der Heil- und Pflegeanstalt Osnabrück in die »Ausländersammelstelle«. Am 11. Juni 1944 wurde sie mit 30 weiteren Erkrankten verlegt und ermordet.

Die Kennkarte ist eine Karteikarte. Sie ist aus einem rosa Karton. Darauf sind alle persönlichen Daten erfasst. Unten rechts befindet sich ein schwarzweißes Porträtfoto von Jadwiga Krulikowski. Aus dem Bild ist sie etwa 23 Jahre alt. Sie trägt ein geblümtes Sommerkleid, an dem ein Abzeichen mit einem "P" (für Polnisch) angeheftet ist. Ihre Haare sind hochgesteckt und sie trägt Ohrringe. Der Verschluss des Kragens ist von einer ovalen Brosche verdeckt. Sie lächelt. Auf der Karte steht, dass sie seit Oktober 1942 Zwangsarbeiterin ist. Als Beruf ist Haushaltsgehilfin und Schneiderin angegeben.

Kennkarte von Jadwiga Krulikowski, 1942 bis 1944.

Stadtarchiv Sulingen.

Brief vom Landrat Stade an den Oberpräsidenten Hannover vom 19.7.1943.

NLA Stade Rep. 274 Stade Nr. 80.

Unter den 31 Zwangsarbeiter*innen, die am 11. Juni 1944 zur Ermordung an einen unbekannten Ort verlegt wurden, befand sich auch die russische Ärztin Galina Radomska.

Es ist ein Schwarz-Weiß-Foto. Es ist aus der Luft aufgenommen. Der Blick geht schräg nach unten auf eine Ansammlung von großen, mehrstöckigen Gebäuden. Manche stehen eng beieinander, zwischen anderen liegen freie Flächen. Um die Gebäude herum stehen viele Bäume. Hinten rechts im Bild befindet sich ein flaches, längliches Gebäude zwischen den Bäumen.

KRANKENBARACKE

Es ist ein Schwarz-Weiß-Porträt. Es ist vergilbt. Er guckt direkt in die Kamera. Er wirkt sehr hager und erschöpft. Er trägt einen dunklen Mantel und ein helles Hemd. Seine Haare sind nach hinten gekämmt.

Die Morde wurden vom Arzt Günter Schulz, einem der verantwortlichen Täter, wie folgt beschrieben:

Auszug aus dem Vernehmungsprotokoll von Günter Schulz vom 17.10.1945.

Arhiv Jugoslavije Beograd Inv. Nr. 13093.

Gau-Karte Deutsches Reich

Diese Karte zeigt die »Ausländersammelstellen«, die 1944 im Deutschen Reich errichtet wurden, und benennt das Einzugsgebiet. Zu jedem Ort gibt es unterschiedlich viele Informationen. Dazu wird noch intensiv geforscht. Deshalb gelten alle Informationen hier zunächst nur vorläufig.