NFC zu H-P-06
OPFER AUS DER GANZEN WELT
Der Krankenmord war ein Mord an Erkrankten aus der ganzen Welt. Die ersten Opfer waren Erkrankte aus den von Deutschen besetzten Gebieten. Tausende psychisch erkrankte Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Geflüchtete aus dem Ausland wurden zudem im Deutschen Reich ermordet, vor allem in »Ostarbeiter-Abteilungen«. In den Monaten vor Kriegsende wurden viele ausländische Erkrankte in »Ausländersammelstellen« gesammelt und mit Sammeltransporten in Tötungsanstalten und in die besetzten Gebiete gebracht, um sie dort zu töten.
OPFER AUS DER GANZEN WELT
Menschen aus der ganzen Welt sterben
beim Kranken-Mord in der Nazi-Zeit.
Im Zweiten Weltkrieg besetzen die Deutschen
andere Länder.
Die Nazis bestimmen dann in diesen Ländern.
Zum Beispiel: in Polen, in den Niederlanden und
in Teilen von Frankreich.
Die Nazis ermorden dort Kranke.
Die Nazis ermorden auch Ausländer in Deutschland.
Zum Beispiel:
• kranke Zwangs-Arbeiter.
• geflüchtete kranke Menschen.
Es gibt extra Abteilungen in Anstalten für diese Morde.
Später sammeln die Nazis alle ausländischen Kranken.
Die Nazis bringen sie in Ausländer-Sammelstellen.
Von dort aus bringen die Nazis die ausländischen Kranken
• in Tötungs-Anstalten in Deutschland.
• in die besetzten Länder.
Die Nazis töten die ausländischen Kranken dort.
Diese Weltkarte zeigt, woher die internationalen Opfer der Lüneburger Krankenmorde kamen.
Auch in der Anstalt in Lüneburg ermorden die Nazis
Kranke aus der ganzen Welt.
Auf dieser Weltkarte sieht man:
Aus diesen Ländern kommen die Opfer
vom Kranken-Mord in Lüneburg.
ERKRANKTE AUS DEM AUSLAND
Ab 1940 nahm die Zahl ausländischer Erkrankter zu. 1943 wurden »Ostarbeiter-Abteilungen« geschaffen. Ab dann wurden Erkrankte deutscher und ausländischer Herkunft getrennt voneinander untergebracht.
Ab Juni 1944 übernahm die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg die Aufgabe einer »Ausländersammelstelle«. Bis August 1945 wurden hunderte Erkrankte aus mindestens 24 Ländern aufgenommen. Unter ihnen waren auch Kriegsflüchtlinge. Über 90 überlebten den Aufenthalt nicht. Mindestens 180 Erkrankte ausländischer Herkunft wurden mit Sammeltransporten an einen unbekannten Ort gebracht, wo sie ermordet wurden.
Nachdem Max Bräuner am 24. August 1945 außer Dienst gestellt wurde, verbesserte sich die Versorgung der ausländischen Erkrankten kaum. Bis 1950 starben mindestens 50 weitere Erkrankte ausländischer Herkunft an fortbestehender Mangel- und Fehlversorgung. Auch im Städtischen Krankenhaus Lüneburg wurden Erkrankte ausländischer Herkunft ermordet. 52 Fälle sind belegt.
KRANKE AUS DEM AUSLAND
Im Jahr 1940 gibt es viele ausländische Kranke
in Deutschland.
Ab dem Jahr 1943 kommen deutsche Kranke und ausländische Kranke in getrennte Abteilungen.
Für ausländische Kranke gibt es extra Abteilungen
in Anstalten.
Die Nazis nennen die Abteilungen:
Ostarbeiter-Abteilungen.
Ab Juni 1944 gibt es in der Anstalt in Lüneburg
eine Ausländer-Sammelstelle.
Viele 100 ausländische Kranke kommen
in die Ausländer-Sammelstelle nach Lüneburg.
Sie kommen aus 24 verschiedenen Ländern.
Die meisten ausländischen Kranken sind
Zwangs-Arbeiter aus Russland und Polen.
Über 90 ausländische Kranke sterben
in der Ausländer-Sammelstelle in Lüneburg.
Die Nazis bringen 180 ausländische Kranke aus Lüneburg in andere Länder.
Keiner weiß, wohin genau die Nazis die Kranken bringen.
Man weiß nur:
Die Nazis ermorden die Kranken dort.
Nach dem Krieg und der Nazi-Zeit ändert sich nichts.
In der Anstalt in Lüneburg arbeiten
die gleichen Ärzte und Pfleger wie vorher.
Im August 1945 muss Max Bräuner aufhören zu arbeiten.
Er darf nicht mehr Chef-Arzt
von der Anstalt in Lüneburg sein.
Aber es sterben immer noch Kranke in der Anstalt.
Vom Jahr 1945 bis 1950 sterben
über 190 ausländische Kranke in Lüneburg.
Vielleicht sind es auch noch mehr.
Das weiß man heute nicht genau.

Das Diagramm zeigt, wie viele Erkrankte ausländischer Herkunft sich zu welcher Zeit in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg befanden und dort bis 24. August 1945 starben, insgesamt waren es über 90, die den Aufenthalt nicht überlebten.
Dieses Bild zeigt:
Wie viele ausländische Kranke gibt es in der Anstalt
in Lüneburg in den Jahren 1940 bis 1945.
Im Jahr 1945 gibt es die meisten ausländischen Kranken.
Denn in diesem Jahr ist der blaue Balken am größten.
Das Bild zeigt auch:
Wie viele ausländische Kranke sterben in der Anstalt
in Lüneburg in den Jahren 1940 bis 1945.
Die meisten ausländischen Kranken sterben
in den Jahren 1944 und 1945.
Denn in diesen Jahren sind die orangen Balken am größten.
In den Jahren 1940 bis 1945 sterben über 90 ausländische Kranke in der Anstalt in Lüneburg.

Merkblatt über die Behandlung der im Reichsgebiet eingesetzten fremdvölkischen Arbeitskräfte, 1943.
StadtA H, 1-HR-23-00381.
Das »Merkblatt über die Behandlung der im Reichsgebiet eingesetzten fremdvölkischen Arbeitskräfte« veranschaulicht das Denken der Nationalsozialisten. Es beschreibt die Bedingungen, unter denen im Deutschen Reich eingesetzte Zwangsarbeitskräfte arbeiten und leben mussten. Dabei unterteilte es die Betroffenen in verschiedene Gruppen, denen ein unterschiedlicher »Wert« zugeschrieben wurde. Zwangsarbeiter*innen osteuropäischer Herkunft wurden besonders stark ausgegrenzt und entrechtet. Dies setzte sich auch in der äußerst notdürftigen Krankenversorgung fort.
Das ist ein Merkblatt aus der Nazi-Zeit.
Auf dem Merkblatt stehen Regeln.
In den Regeln steht:
So soll man Zwangs-Arbeiter behandeln.
In der Nazi-Zeit soll man nicht alle Zwangs-Arbeiter
gleich behandeln.
Es kommt drauf an,
aus welchem Land der Zwangs-Arbeiter kommt.
Zum Beispiel:
Zwangs-Arbeiter aus Osteuropa soll man
besonders schlecht behandeln.
Kranke Zwangs-Arbeiter aus Ost-Europa bekommen auch eine schlechte Kranken-Versorgung.
Denn die Nazis glauben:
Menschen aus Osteuropa sind weniger wert
als andere Menschen.

Haus 13 und Haus 15 (im Hintergrund). Fotoalbum der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg, etwa 1950.
ArEGL 109.
In der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg war die »Ostarbeiter-Abteilung« für Frauen in Haus 16, die »Ostarbeiter-Abteilung« für Männer in Haus 15 untergebracht. Beide Abteilungen wurden zur »Ausländersammelstelle«. Auch Geflüchtete aus Belgien und den Niederlanden wurden dort untergebracht. Ihre Deutschland-Freundlichkeit schützte sie nicht vor Vernachlässigung und gewaltsam herbeigeführtem Tod.
In der Anstalt in Lüneburg gibt es in der Nazi-Zeit
extra Abteilungen für ausländische Kranke:
• die Ostarbeiter-Abteilung für Frauen ist in Haus 16.
• die Ostarbeiter-Abteilung für Männer ist in Haus 15.
Später in der Nazi-Zeit ist die Ostarbeiter-Abteilung
die Ausländer-Sammelstelle.
Auch geflüchtete Menschen kommen in diese Häuser.
Zum Beispiel: Menschen aus Belgien und Holland.
Viele ausländische Menschen sterben hier
durch Hunger und schlechte Versorgung:
Sie bekommen zu wenig Essen und keine Medikamente.
Das ist eine Post-Karte von der Anstalt
in Lüneburg aus dem Jahr 1950.
Hinten im Bild ist Haus 15.

Auszug aus dem Runderlass des Reichsministers des Innern vom 6.9.1944.
BArch R 1501/3768.
Wenn Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter länger als sechs Wochen erkrankt und nicht arbeitsfähig waren, wurden sie ab Mai 1944 nicht mehr in ihr Herkunftsland zurückgeschickt. Man verlegte sie stattdessen in die jeweils zuständige »Ausländersammelstelle«. Zwei bis drei Tage nach ihrer Ankunft wurden sie mit einem Sammeltransport außerhalb des Deutschen Reiches verlegt und dort ermordet. Es wurden insgesamt elf Anstalten ausgewählt, die bereits Erfahrungen auf dem Gebiet des Krankenmordes hatten.
In den Jahren 1939 bis 1943 ist es so:
Ist ein Zwangs-Arbeiter länger als 6 Wochen krank?
Dann schicken die Nazis die Zwangs-Arbeiter
in die Heimat-Länder zurück.
Das ändert sich im Jahr 1944.
Dann schickt man die Zwangs-Arbeiter nicht mehr
nach Hause.
Sie müssen in Deutschland bleiben.
Man überprüft sie:
Wenn sie arbeiten können, überleben sie.
Wenn sie nicht arbeiten können,
kommen sie in die Ausländer-Sammelstelle.
Viele Ausländer sind nur ganz kurz
in der Ausländer-Sammelstelle.
Zum Beispiel: 2 oder 3 Tage.
Dann bringen die Nazis sie weg.
Keiner weiß, wohin man sie bringt.
Man weiß nur: Sie werden alle ermordet.
In der Nazi-Zeit gibt es
11 Ausländer-Sammelstellen in Deutschland.
Eine Ausländer-Sammelstelle ist in Lüneburg.
Das steht in diesem Text
vom Innenminister von Deutschland aus dem Jahr 1944.
Die »Ausländersammelstelle« Lüneburg war offiziell nur für Niedersachsen und Bremen zuständig, tatsächlich kamen sie aus ganz Norddeutschland.
In der Nazi-Zeit gibt es in der Anstalt in Lüneburg
eine Ausländer-Sammelstelle.
Die Ausländer-Sammelstelle ist für ausländische Kranke,
die in Niedersachsen und Bremen leben.
Das steht in diesem Text
vom Innenminister von Deutschland aus dem Jahr 1945.
Aber in der Ausländer-Sammelstelle in Lüneburg sind auch ausländische Kranke aus ganz Norddeutschland.

Auszug aus dem Runderlass des Reichsministers des Innern vom 17.2.1945.
BArch R 1501/3768.
Im Aufnahmebuch der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg gibt es nur unvollständige Einträge über Sammelverlegungen von Erkrankten ausländischer Herkunft in die Lüneburger »Ausländersammelstelle«. Viele der nach Lüneburg überstellten Zwangsarbeiter*innen wurden nie offiziell gemeldet.
Aus diesen Heil- und Pflegeanstalten gab es Verlegungen in die »Ausländersammelstelle«:
Bremen
Göttingen
Gütersloh
Haina
Hamburg-Langenhorn
Hannover-Langenhagen
Hildesheim
Königslutter
Merxhausen
Osnabrück
Schleswig-Stadtfeld
Wehnen
Einzelne Erkrankte kamen auch direkt aus ihren Einsatzorten nach Lüneburg.
Die Erkrankten wurden auch in den Büchern der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg nicht erfasst und tauchen nur beiläufig in Unterlagen auf, zum Beispiel als »10 Russen«. Die Angaben in den Aufnahmebüchern sind demnach unvollständig.
In der Anstalt in Lüneburg ist es so:
Kommt ein Kranker neu in die Anstalt?
Dann schreiben die Ärzte den Namen vom Kranken
in ein Buch.
Das Buch heißt: Aufnahme-Buch.
So weiß man genau, welche Kranken in der Anstalt sind.
Bei den ausländischen Kranken ist das anders.
Man schreibt nur wenige Namen von Kranken
ins Aufnahme-Buch.
Einige Namen schreibt man gar nicht auf.
Darum sieht es so aus,
als ob es nur wenige ausländische Kranke in Lüneburg gibt.
Aber es gibt Hinweise zu den ausländischen Kranken
in anderen Unterlagen.
In anderen Unterlagen steht zum Beispiel:
10 Russen sind gekommen.
Darum weiß man:
Es kommen viel mehr ausländische Kranke nach Lüneburg, als im Aufnahme-Buch stehen.
Keiner weiß,
welche ausländischen Kranken in der Anstalt sind.
Denn man schreibt ihre Namen oft nicht auf.
Oder man schreibt die Namen falsch.
Die ausländischen Kranken kommen aus anderen Anstalten und Lagern nach Lüneburg.
Sie werden in die Ausländer-Sammelstelle
in Lüneburg verlegt.
Die ausländischen Kranken kommen aus:
- Bremen
- Göttingen
- Güttersloh
- Hamburg
- Hannover
- Hildesheim
- Königslutter
- Merxhausen
- Osnabrück
- Schleswig
- Wehnen
Oft bringt man viele ausländische Kranke auf einmal
nach Lüneburg.
Die Nazis nennen das: Sammeltransport.

Heil- und Pflegeanstalt Wehnen, Hauptgebäude, 1934.
Gedenkkreis Wehnen e. V.
Die Verlegung aus Wehnen war laut Aktenlage die größte Sammelverlegung nach Lüneburg. Es waren ausnahmslos polnische, russische und ukrainische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter mit ihren Kindern, die am 14. Dezember 1944 aus der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen bei Oldenburg nach Lüneburg gebracht wurden. Sie sollten Platz machen für deutsche Erkrankte. 13 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter dieses Sammeltransports starben, unter ihnen auch Kinder wie Ilja Matziuk.
In der Stadt Wehnen gibt es eine Anstalt.
Von dort bringen die Nazis 33 ausländische Kranke
in die Ausländer-Sammelstelle nach Lüneburg.
Diese ausländischen Kranken kommen aus
• Polen,
• Russland,
• der Ukraine.
Sie sind alle Zwangs-Arbeiter.
13 Zwangs-Arbeiter aus Wehnen sterben.
Es sind auch Kinder dabei.
Das ist ein Foto vom Hauptgebäude
von der Anstalt Wehnen.
Das Foto ist aus dem Jahr 1934.
»[…] Daß durch die Unterbringung dieser Russen in der Heil- und Pflegeanstalt Oldenburg in Wehnen der notwendige Bettenraum für Deutsche nicht zur Verfügung steht, dürfte meines Erachtens keineswegs tragbar sein.«
Amtsarzt Kaltenpoth, z. n.: Harms, Ingo: »Wat mööt wi hier smachten ». Hungertod und »Euthanasie« in der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen 1936 – 1945, Oldenburg 2008, S. 266.
StAO 136/16141, Bl. 18.
Der Amts-Arzt Kaltenpoth schreibt:
In der Anstalt in Wehnen gibt es
russische Zwangs-Arbeiter.
Aber es gibt zu wenig Platz in der Anstalt.
Darum sollen die Zwangs-Arbeiter woanders hin.
Man braucht den Platz für deutsche Kranke.
Das ist ein Foto vom Wasser-Turm
von der Anstalt Wehnen.
Das Foto ist aus dem Jahr 1934.

Heil- und Pflegeanstalt Wehnen, Wasserturm 1934.
Gedenkkreis Wehnen e. V.

Erste Seite aus dem Vordruck für die Bewertung der Arbeitsfähigkeit des Zwangsarbeiters Kusima Teslenko, ausgefüllt vom Lagerarzt in Hitzacker, 1.5.1944.
StadtALg, PSLG-S, 100.
Je nach Herkunft und behandelndem Arzt unterscheiden sich die Bewertungen der Erkrankten. Gustav Marx machte ausführliche Einträge, ordnete auch lebenserhaltende Maßnahmen an und beobachtete das Körpergewicht. Rudolf Redepenning war die Begutachtung auf »Arbeits-« oder »Einsatzfähigkeit« für die Krankenkasse und das Arbeitsamt wichtig. Dafür wurde dieser Vordruck genutzt, in dem eine Entlassung nicht vorgesehen war.
Die Ärzte überprüfen alle kranken Zwangs-Arbeiter.
Sie prüfen, ob die Zwangs-Arbeiter arbeiten können.
Jeder Arzt behandelt die Kranken anders.
Der Arzt Gustav Marx hilft den Zwangs-Arbeitern
gesund zu werden.
Der Arzt Rudolf Redepenning hilft
den Zwangs-Arbeitern nicht.
Er schreibt nur auf,
ob ein Zwangs-Arbeiter arbeiten kann.
Es gibt einen Zettel für die Überprüfung
von Zwangs-Arbeitern.
Auf dem Zettel gibt es Felder für das Ergebnis
von der Überprüfung.
Auf dem Zettel gibt es kein Feld für: Entlassung.
Das heißt:
Die Nazis planen nicht,
die Zwangs-Arbeiter aus der Anstalt zu entlassen.
Die Zwangs-Arbeiter müssen arbeiten gehen
oder sie werden ermordet.
Es fällt auf, dass in den erhaltenen Akten ausländischer Erkrankter nahezu ausnahmslos Bemühungen fehlen, ihre Familien zu informieren. Nur in seltenen Fällen gibt es Korrespondenz mit Angehörigen. Oft wissen diese bis heute nicht, dass ihr Familienmitglied in der Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt aufgenommen worden war und dort gewaltsam gestorben ist.
Die ausländischen Kranken in den Anstalten
haben Familien.
Aber:
In den Kranken-Akten gibt es keine Infos
über die Familien.
Die Ärzte sagen den Familien nicht,
dass ihr Familien-Mitglied in der Anstalt ist.
Die Familien wissen auch nichts
über den Kranken-Mord.
Oft ist das auch heute noch so.
Es kam vor, dass Lagerärzte Zwangsarbeiter*innen direkt in die »Ausländersammelstelle« einwiesen. Im Fall des 17-jährigen Tadeusz Cebula war damit der Versuch verbunden, sein Leben zu retten. Der Arzt des Zwangsarbeiterlagers der Rheinmetall-Borsig-Werke in Unterlüß konnte nicht wissen, dass dies Tadeusz Cebulas Tod bedeutete. Auch die ukrainische Zwangsarbeiterin Katharina Kunka, die zusammen mit ihm nach Lüneburg gebracht wurde, starb.
In der Anstalt in Lüneburg gibt es
viele ausländische Kranke.
Oft kommen sie aus einem Lager für Zwangs-Arbeiter.
Ein Lager-Arzt entscheidet,
dass sie in eine Anstalt müssen.
Das ist zum Beispiel bei Tadeusz Cebula so.
Er ist erst 17 Jahre alt,
als er in die Anstalt nach Lüneburg kommt.
Der Lager-Arzt schickt Tadeusz in die Anstalt,
um ihn zu retten.
Der Lager-Arzt denkt:
Tadeusz geht es in der Anstalt besser als im Lager.
Der Arzt weiß nicht:
Viele kranke Zwangs-Arbeiter sterben
in der Anstalt Lüneburg.

Ärztliche Einweisung des Betriebsarztes Hartung auf einem Rezeptblock-Zettel vom 18.1.1945.
NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 2004/085 Nr. 01701.
»ist hochgradig schwachsinnig u. in der Lagergemeinschaft wegen Krankheit nicht tragbar. Seine Unterbringung in eine Heil- und Pflegeanstalt ist erforderlich.«
NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 2004/085 Nr. 01701.
Der Lager-Arzt schreibt:
Tadeusz Cebula ist krank.
Darum kann er nicht im Lager bleiben.
Er muss in eine Anstalt.

Sterbeurkunde von Franciszek Wajsen, 24.4.1945.
Arolsen Archives.
Viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sind nur durch ihre Todesanzeigen zu identifizieren, denn die Tode wurden immer beurkundet. Oft schrieben die Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter aber die Namen der Toten nicht richtig. Für den Zwangsarbeiter Franciszek Wajsen finden sich in den noch erhaltenen Unterlagen diese verschiedenen Schreibweisen seines Namens:
Franz Weisen
Franzischuk Weisen
Franzischek Weisen
Franz Waisen
Franz Wajsen
Franzizek Waysen
Francziszek Waysen
Franciszek-Józef Wajsen
Franciszek Józef Wajsen
Nur die letzte Form ist richtig. In seiner Sterbeurkunde und auf seinem Grabstein ist sein Name falsch geschrieben. Mit der Begründung, er sei »Ausländer«, unternahm man keinen Versuch, seine Geburtsurkunde zu beschaffen.
In der Nazi-Zeit gibt es für jeden toten Zwangs-Arbeiter eine Sterbe-Urkunde vom Amt.
Die Mitarbeiter vom Amt schreiben oft die Namen
von den Zwangs-Arbeitern falsch.
Darum finden die Familien von den Zwangs-Arbeitern nur schwer Infos.
Den Mitarbeitern im Amt ist das egal.
Sie fragen nicht nach Geburts-Urkunden.
Sie suchen auch nicht nach den Familien.
Denn die Zwangs-Arbeiter sind Ausländer.
Und in der Nazi-Zeit sind viele Menschen in Deutschland gegen Ausländer.
Die Nazis haben den Namen von dem Zwangs-Arbeiter Franciszek Wajsen sehr oft falsch geschrieben.
Zum Beispiel so:
• Franz Weisen
• Franzischuk Weisen
• Franzischek Weisen
• Franz Waisen
• Franz Wajsen
• Franzizek Waysen
• Francziszek Waysen
• Franciszek-Józef Wajsen
Sein Name steht falsch auf der Sterbe-Urkunde und
auf dem Grab-Stein.
Darum weiß die Familie von Franciszek lange Zeit nicht:
Was ist mit Franciszek passiert?
Die Familie erfährt erst im Jahr 2023,
was mit Franciszek passiert ist.
In der Nazi-Zeit gibt es die Aktion T4.
So nennen die Nazis den Kranken-Mord mit Gas.
Das ist ein Brief vom Büro von der Aktion T4.
In dem Brief steht:
Das Büro von der Aktion T4 bezahlt
für die Zwangs-Arbeiter in der Anstalt in Lüneburg.
Also für Essen.
Für Pflege.
Für Seife und Wasser.
Der Brief beweist:
Die Anstalt in Lüneburg arbeitete
für das Büro von der Aktion T4.

Schreiben der Zentralverrechnungsstelle an die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg vom 16. Juni 1944.
NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 8/2.

Porträt von Juchim Schnal, vor 1944.
Privatbesitz Oksana Fischer.
Die Zwangsarbeiter Juchim Schnal und Franciszek Wajsen gehören zu den wenigen Opfern der »Ausländersammelstelle«, deren Familien nach vielen Jahrzehnten von ihrem Schicksal erfuhren. Beide wurden von Rudolf Redepenning unter- und mangelversorgt. Er tat nichts, um ihr Leben zu retten. Seine Notizen in Juchim Schnals Krankengeschichte drücken aus, wie sehr er die aus dem Arbeitslager kommenden, entkräfteten Zwangsarbeiter abwertete und verachtete.
Juchim Schnal und Franciszek Wajsen
sind Zwangs-Arbeiter.
Sie werden in der Ausländer-Sammelstelle
in Lüneburg ermordet.
Sie bekommen zu wenig Essen.
Sie bekommen keine Medikamente.
Sie bekommen keine Hilfe.
Sie sind Opfer vom Kranken-Mord
in der Ausländer-Sammelstelle.
Die Familien von Juchim und Franciszek kennen heute
die Wahrheit.
Sie wissen, was mit ihren Familien-Mitgliedern passiert ist.
Das ist eine Ausnahme.
Viele Familien wissen nichts.
Das ist ein Foto von Juchim Schnal vor dem Jahr 1944.
Das sind die Todesanzeigen aller Erkrankten. Sie starben in der Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt, überwiegend einen gewaltsamen Tod. Die meisten Erkrankten kamen aus Russland und Polen. Für diejenigen Erkrankten, die mit einem Sammeltransport verlegt wurden, um dort ermordet zu werden, gibt es keine Todesanzeigen.
Das sind Todes-Anzeigen von alle Kranken,
die in der Anstalt in Lüneburg gestorben sind.
Die meisten Kranken wurden ermordet.
Die meisten Toten kommen aus Russland und Polen.
Die Nazis bringen einige Kranke
mit einem Sammeltransport nach Polen.
Für diese Kranken gibt es keine Todes-Anzeigen.
Man weiß nicht,
was mit diesen Kranken passiert ist.
Es gibt keine Infos.
Es gibt kein Grab.
Sie sind einfach weg.


Todesanzeige von Adam Rabschick, 24.1.1942.
StadtALg, PSLG-S, 87.

Adam Rabschick, etwa 1930.
NLA Hannover Nds. 330 Lüneburg Acc. 2004/134 Nr. 00513.
Jeder tote Mensch erhielt eine Todesanzeige. Zu jeder Frage auf der linken Blattseite gab es eine Antwort auf der rechten Blattseite. Bei den Toten mit ausländischer Herkunft blieben viele Zeilen leer. Oft war nicht einmal ihr Geburtsdatum bekannt.
Da der oder die Tote aus dem Ausland kam, behauptete man einfach, mehr Informationen seien nicht zu beschaffen gewesen. Außerdem hieß es, die Person habe keine Angehörigen. Oft wurden einzelne Angaben auch geraten, zum Beispiel das Herkunftsland oder die Religion. Viele Angaben auf den Todesanzeigen sind deshalb nicht richtig.
Da es häufig keine Krankenakte gibt, sind die wenigen und oft falschen Angaben auf den Todesanzeigen oft die einzigen Informationen über die jeweiligen Personen. Bei Adam Rabschick ist das anders.
Die Ärzte in der Anstalt schreiben für jeden Toten
eine Todes-Anzeige.
Auf der Todes-Anzeige stehen wichtige Infos
über den Toten.
Zum Beispiel:
• Wann ist der Tote geboren?
• Wo kommt der Tote her?
• Woran ist der Tote gestorben?
• Wann ist der Tote gestorben?
Bei den ausländischen Kranken fehlen viele Infos.
Manchmal schreiben die Mitarbeiter auch falsche Infos
in die Todes-Anzeige.
Die Mitarbeiter im Amt sagen dann:
Wir können nicht mehr über den Toten rausfinden.
Er hat keine Familie.
Aber oft stimmt das nicht.
Die Mitarbeiter geben sich keine Mühe.
Sie wollen gar nichts rausfinden.
Es gibt von vielen Toten aus dem Ausland
keine Kranken-Akte.
Es gibt oft nur die falschen Infos aus der Todes-Anzeige.
Bei Adam Rabschick ist das anders.
Die »Ausländersammelstelle« Lüneburg war für die erkrankten, nicht mehr arbeitsfähigen Zwangsarbeiterinnen nicht nur Endstation, sondern auch Zwischenstation. Am 11. Juni 1944 wurden 31, am 20./21. November 1944 mindestens 82 und am 20. Dezember 1944 mindestens 67 Zwangsarbeiterinnen verlegt. Sie wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit in dem von Deutschen besetzten Teil Polens ermordet.
Viele kranke Zwangs-Arbeiter sind nur kurz
in der Ausländer-Sammelstelle in Lüneburg.
Dann bringt man sie woanders hin.
Wir glauben heute:
Man bringt die kranken Zwangs-Arbeiter nach Polen.
Dort bestimmen die Nazis in dieser Zeit.
Die Nazis bringen viele kranke Zwangs-Arbeiter
auf einmal weg.
Man nennt das: Sammeltransporte.
Es gibt 4 Sammeltransporte aus Lüneburg:
- am 11. Juni 1944.
- am 20. und am 21. November 1944.
- am 20. Dezember 1944.
Die Nazis bringen etwa 180 kranke Zwangs-Arbeiter
mit Sammeltransporten weg.
Die Zwangs-Arbeiter aus den Sammeltransporten werden alle ermordet.
Aber man weiß nicht, wo sie ermordet werden.
Man weiß auch nicht,
wo die Leichen von den Zwangs-Arbeitern sind.

Vertraulicher Vermerk vom 25.9.1948.
NLA Hannover Nds. 171 Lüneburg Nr. 29889.
Rudolf Redepenning hielt die Verlegungen und Tode von Erkrankten schriftlich fest. Seine Auflistung ist unvollständig. Es fehlen die Verlegungen im Juni und November 1944. Für seine Zahlen gibt es auch keine Nachweise. Da es aber die einzige zahlenmäßige Erfassung ist, floss sie in spätere staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren ein. Bei allen strafrechtlichen Ermittlungen wurde die Verlegung von »Ausländern« nie hinterfragt oder weiterverfolgt.
Rudolf Redepenning ist Arzt
in der Ausländer-Sammelstelle.
Er macht eine Liste.
Auf der Liste stehen Kranke,
• die gestorben sind.
• die weggebracht werden.
Aber die Zwangs-Arbeiter aus den Sammeltransporten
im Juni und November 1944 fehlen auf der Liste.
Darum sind die Zahlen von den Toten falsch.
Darum weiß man nicht genau,
wie viele Ausländer die Nazis ermordet haben.
Aber das ist allen egal.
Die Staatsanwälte prüfen das nach dem Krieg nicht.
Sie fragen nie nach den Morden an Ausländern
in der Anstalt.
Das ist die Liste von Rudolf Redepenning
aus dem Jahr 1948.
Am 8. Juni 1944 kam Jadwiga Krulikowski aus der Heil- und Pflegeanstalt Osnabrück in die »Ausländersammelstelle«. Am 11. Juni 1944 wurde sie mit 30 weiteren Erkrankten verlegt und ermordet.
Jadwiga Krulikowski ist Zwangs-Arbeiterin.
Sie ist krank.
Darum ist sie in der Anstalt in Osnabrück.
Am 8. Juni 1944 kommt sie
in die Ausländer-Sammelstelle nach Lüneburg.
3 Tage später bringt man sie
zusammen mit 30 anderen Kranken weg.
Die Nazis nennen das: Sammeltransport.
Alle Kranken aus dem Sammeltransport werden ermordet.
Das ist eine Kennkarte von Jadwiga Krulikowski
aus dem Jahr 1942.
Auf der Kennkarte stehen persönliche Daten von Jadwiga.

Kennkarte von Jadwiga Krulikowski, 1942 bis 1944.
Stadtarchiv Sulingen.

Brief vom Landrat Stade an den Oberpräsidenten Hannover vom 19.7.1943.
NLA Stade Rep. 274 Stade Nr. 80.
Unter den 31 Zwangsarbeiter*innen, die am 11. Juni 1944 zur Ermordung an einen unbekannten Ort verlegt wurden, befand sich auch die russische Ärztin Galina Radomska.
Im Juni 1944 bringen die Nazis 31 Zwangs-Arbeiter
an einen unbekannten Ort.
Die Zwangs-Arbeiter sollen dort ermordet werden.
Eine Zwangs-Arbeiterin ist eine russische Ärztin.
Sie heißt: Galina Radomska.

Luftbild vom Krankenhaus Lüneburg, etwa 1950.
Städtisches Klinikum Lüneburg.
KRANKENBARACKE
Im Städtischen Krankenhaus Lüneburg starben 1940 bis 1945 mindestens 115 Erkrankte ausländischer Herkunft. Es waren 34 Frauen und 81 Männer. Sie stammten aus 17 europäischen Ländern. Die meisten waren Zwangsarbeiter*innen. Mindestens 52 Erkrankte wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit ermordet. Der Mord wurde 1943 bis 1945 in einer »Krankenbaracke für Ostarbeiter« durchgeführt.
Das ist die einzige Aufnahme der ehemaligen »Ostarbeiterbaracke«. Es ist das einfache, längliche Gebäude hinten rechts, versteckt in den Bäumen.
KRANKEN-BARACKE
In der Jahren 1940 bis 1945 sterben 115 Ausländer
im normalen Krankenhaus in Lüneburg.
Die meisten von ihnen sind Zwangs-Arbeiter.
Wir wissen heute:
52 Zwangs-Arbeiter werden
in den Jahren 1943 bis 1945 ermordet.
Es sind 13 Frauen und 39 Männer.
Die meisten ermordeten Zwangs-Arbeiter kommen
aus einem Lager in Alt-Garge.
In den Unterlagen vom normalen Krankenhaus steht:
Die Zwangs-Arbeiter hatten eine Herz-Schwäche oder
eine Lungen-Krankheit.
Aber das stimmt nicht.
Sie wurden alle ermordet.
Im normalen Krankenhaus gibt es ein extra Haus
für den Mord an den Zwangs-Arbeitern.
Die Nazis nennen es: Kranken-Baracke für Ostarbeiter.
Auf diesem Foto ist die Kranken-Baracke.
Es ist ein einfaches langes Haus ganz rechts hinten
auf dem Foto.
Das Foto ist etwa aus dem Jahr 1950.
Die im Städtischen Krankenhaus ermordeten Zwangsarbeiter*innen waren 13 Frauen und 39 Männer. Das jüngste Opfer war zehn Tage alt. Sie hatten vor allem in Gemeinschaftslagern gelebt, in den meisten Fällen im Lager Alt Garge. Etwa die Hälfte aller Mordopfer starb angeblich aufgrund einer Herz-Kreislauf-Schwäche, jedes Dritte durch eine Lungentuberkulose. Häufig wurde auch beides als offizielle Todesursache angegeben.

Brief der Baupolizei vom 12.12.1942 über die Errichtung einer Krankenbaracke.
Städtisches Klinikum | Gesundheitsholding Lüneburg GmbH. Handakte Bauvorhaben. Kopie ArEGL.
Im Dezember 1942 lag die Baugenehmigung vor, und bis Ende Februar 1943 wurde für 5.000 Reichsmark eine Baracke errichtet. So konnten die Zwangsarbeiter*innen getrennt von den deutschen Erkrankten versorgt werden. Ab dann kam es in der »Krankenbaracke« zum Krankenmord.
Das ist ein Brief vom Bauamt aus dem Jahr 1942.
In dem Brief steht:
Das normale Krankenhaus in Lüneburg darf
ein extra Haus bauen.
Das extra Haus kommt auf das Gelände
vom normalen Krankenhaus in Lüneburg.
Das extra Haus kostete 5 000 Reichsmark.
Das ist sehr wenig Geld für ein ganzes Haus.
Das extra Haus ist nur ein sehr einfaches Holz-Haus.
Man nennt es auch: Baracke.
In die Baracke kommt eine Kranken-Station für Ostarbeiter.
Die Nazis nennen das: Kranken-Baracke.
Hier behandeln die Ärzte nur kranke Zwangs-Arbeiter.
In der Kranken-Baracke passiert der Kranken-Mord
an Zwangs-Arbeitern.

Gjuragi Sokcevic, etwa 1943.
StadtALg, PSLG-S, 95.
Gjuragi Sokcevic war im Gemeinschaftslager Alt Garge im Landkreis Lüneburg untergebracht. Aufgrund einer Tbc kam er ins Städtische Krankenhaus Lüneburg. Dort wurde er am 18. Juni 1943 von Günter Schulz durch eine Überdosis Morphium ermordet.
Gjuragi Sokcevic ist Zwangs-Arbeiter.
Er ist in einem Lager in Alt-Garge.
Er hat eine Lungen-Krankheit.
Die Krankheit heißt: Tuberkulose.
Er kommt in das normale Krankenhaus in Lüneburg.
Dort wird er im Juni 1943 ermordet.
Der Arzt Günter Schulz gibt ihm zu viele Medikamente.
Das sind die Todesanzeigen aller Erkrankten, die im Städtischen Krankenhaus Lüneburg mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen gewaltsamen Tod gestorben sind.
Die Zwangs-Arbeiter aus den Sammeltransporten werden alle ermordet.
Aber man weiß nicht, wo sie ermordet werden.
Man weiß auch nicht,
wo die Leichen von den Zwangs-Arbeitern sind.
Die Morde wurden vom Arzt Günter Schulz, einem der verantwortlichen Täter, wie folgt beschrieben:
Nach der Nazi-Zeit beschreibt der Arzt Günter Schulz
die Morde in der Kranken-Baracke.
Er sagt:
»[…] In der Ausländerbaracke […] haben wir Patienten, deren Zustand hoffnungslos war, die unmittelbar vor dem Sterben waren u. die grosse Schmerzen hatten, – Injektionen gegeben die ihren Tod lindern u. ev. beschleunigen konnten resp. sollten. […] Wir gaben Morphium oder deren Derivate. […] Der Tod pflegte meistens einige Stunden nach der Injektion einzutreten.«
Auszug aus dem Vernehmungsprotokoll von Günter Schulz vom 17.10.1945.
Arhiv Jugoslavije Beograd Inv. Nr. 13093.
Diese Karte zeigt die »Ausländersammelstellen«, die 1944 im Deutschen Reich errichtet wurden, und benennt das Einzugsgebiet. Zu jedem Ort gibt es unterschiedlich viele Informationen. Dazu wird noch intensiv geforscht. Deshalb gelten alle Informationen hier zunächst nur vorläufig.
Das ist eine Land-Karte.
Auf der Land-Karte sind alle Ausländer-Sammelstellen
in der Nazi-Zeit.
Und es gibt Infos zu den Ausländer-Sammelstellen.
Jede Ausländer-Sammelstelle ist für ein Gebiet
zuständig.
Das sieht man auch auf der Land-Karte.
Zum Beispiel:
In der Ausländer-Sammelstelle Lüneburg sind
kranke Ausländer aus:
• Bremen
• Weser-Ems
• Hannover-Ost
• Hannover-Süd
• Braunschweig
Es gibt heute noch viel Forschung
zu den Ausländer-Sammelstellen.
Darum gibt es vielleicht bald neue Infos dazu.
Dann schreiben wir die neuen Infos hier auf.